2 + zwei =

neun − drei =

Welche Kita passt am besten zu uns und unserem Kind? Bei der Wahl der Betreuungseinrichtung spielt die pädagogische Ausrichtung eine wichtige Rolle für Eltern. Hier den Überblick zu bewahren, ist gar nicht so einfach. Denn es existieren zahlreiche gute pädagogische Ansätze für die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung in Kitas.

In unserer Beitragsserie stellen wir die Besonderheiten der verschiedenen Betreuungskonzepte heraus und zeigen anhand eines Beispiels, wie Kinder und Eltern im Kita-Alltag von der jeweiligen pädagogischen Ausrichtung profitieren.

 

Teil 8: Die Bewegungskindertagesstätte

Viel mehr als „nur“ Sport

Sitzende Tätigkeiten und kaum sportliche Betätigungen: Davon können viele Erwachsene ein Lied singen. Bei Kindern im Kita-Alter hingegen ist der natürliche Bewegungsdrang noch bestens ausgeprägt: Rennen, toben, am besten den ganzen Tag in Aktion sein – und genau hier setzen Bewegungskindertagesstätten an. Doch neben Spiel und Spaß hat der Bewegungsdrang auch eine Vielzahl positiver Nebeneffekte auf das soziale Miteinander und die Gesundheit: „Im bewegten Spiel mit anderen lernen die Kita-Kinder beispielsweise sich zu konzentrieren, Absprachen zu treffen, Konflikte zu lösen sowie gegenseitig aufeinander Rücksicht zu nehmen und tolerant zu sein“, so Ulrike Büscher, Kita-Leiterin der Johannes-Kindertagestätte Neuenhaus, einer seit 2007 als Bewegungskita zertifizierten Einrichtung, die sich in der Vergangenheit auch um den Deutschen Kita-Preis beworben hatte. Körperlich profitieren die Kinder insofern, dass ihre Wahrnehmung geschult, diversen Gesundheitsrisiken wie Haltungsschäden und Übergewicht vorgebeugt und außerdem das Verletzungsrisiko verringert werden. Darüber hinaus stärkt Bewegung das Selbstbewusstsein – denn wer sich etwas traut und wem etwas zugetraut wird, der gewinnt an Selbstsicherheit.

 

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3 Fragen an eine Bewegungskindertagesstätte

Johannes-Kindertagesstätte, Neuenhaus

Es gab eine ganze Menge guter Gründe, weswegen sich die Johannes-Kindertagesstätte aus Neuenhaus auf den Weg zur Bewegungskita gemacht hat. Ulrike Büscher, Kita-Leiterin, ist es wichtig, dass den Kindern in ihrer Einrichtung immer wieder neue Impulse für eine wortwörtlich bewegte Kita-Zeit angeboten werden und sie viel Freiraum haben, um ihrem Bewegungsdrang nachzugehen. Im folgenden Interview gibt sie Einblicke in das Konzept der Bewegungskindertagesstätte und wie dieses konkret im Kita-Alltag gelebt werden kann.

Worin sehen Sie die besonderen Stärken einer Bewegungskindertagesstätte?

Schon seit mehreren Jahrzehnten arbeiten wir mit dem pädagogischen Konzept der offenen Arbeit. Die Möglichkeiten und die gelebte Lebendigkeit dieses Konzepts schaffen eine Beziehung zu Kindern, die es ermöglicht, sehr individuell auf deren Bedürfnisse einzugehen und hierfür auch die Rahmenbedingungen zu bieten. Als dann das Programm „Bewegungskita“ entstand, wussten wir sofort: Das ist unseres! Die Bewegungs-Kita war und ist das I-Tüpfelchen unserer Vorstellung von kindgemäßer Pädagogik und vereint auch wunderbar das Erlernen von Sprache mittels Bewegung in einer anregenden, selbstbestimmten Umgebung.

Wodurch hebt sich das Konzept einer Bewegungskindertagesstätte Ihrer Meinung nach von anderen pädagogischen Konzepten ab?

Der Fokus einer Bewegungskita zielt immer darauf ab, Bewegung in den Alltag zu bringen und immer vom Kind aus zu denken. Das wirkt sich auf folgende Dinge aus:

– Die Räumlichkeiten: Bei uns gibt es beispielsweise nur noch Lernwerkstätten.

– Die Gruppen: Unser Kita-Kinder spielen in allen Bereichen des Hauses und treffen sich in den Stammgruppen.

-Zusätzliche Räume (wie z.B. die Turnhalle): Diese sind immer geöffnet; die Aktivitäten dort werden mit den Kindern gestaltet.

-Der Außenbereich:  Er ist ebenfalls eine Lernwerktstatt und wird dementsprechend gestaltet und genutzt.

Insgesamt kann man sagen, dass wenig Einschränkungen durch Möbel oder Material und größtmöglicher Freiraum zum aktiv werden eine Bewegungskindertagesstätte von anderen pädagogischen Konzepten unterscheiden.

Wissenswertes zur Bewegungskita

Bewegung und Lernen: Eine perfekte Kombination.

Wovon genau die Kinder in einer Bewegungskita profitieren:

Was macht eine Bewegungskita besonders?

… wie Bewegung ganz einfach in den Familienalltag integriert werden kann:

Acht einfache Bewegungstipps für den Kita-Weg

… und wie die Sicht der Wissenschaft auf das Thema „Bewegung und Lernen“ aussieht:

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Wie leben Sie das Konzept Bewegungskindertagesstätte ganz konkret im Alltag? Können Sie hierzu konkrete Beispiele geben?

Wir erläutern hier das Konzept bewusst nicht anhand des Turnhallen- oder Außenbereichs, denn dort ist es ja offensichtlich. Am wichtigsten ist für uns, dass es im Kita-Alltag viele unterschiedliche Bewegungsmöglichkeiten gibt. Hier ein paar Beispiele:

Wir haben im Obergeschoss einen sogenannten Intensivraum, der von den Vorschulkindern genutzt wird. Der Weg dorthin führt über eine große Treppe. Diese Treppe haben wir mit Schildern beklebt, auf denen die Zahlen (in Schrift- und Punktform) geklebt sind. Die Kinder lieben es, beim hinauf- oder hinabgehen die Stufen zu zählen – das geschieht immer laut und meistens gemeinsam. Manchmal bleiben sie auch auf den Stufen sitzen und berichten dann einander ihre Zahl, oder wie viele es noch bis oben oder unten sind. Manchmal werden auch kleinere Rechenaufgaben werden gelöst und vieles mehr. Neben einfachen mathematischen Grundsätzen wird hier außerdem ganz nebenbei Sprache geübt, Schrift- und Punktform verinnerlicht, viel gelernt und sich natürlich viel bewegt!

Im Atelier/Kreativbereich ist der Gesamtraum auf Bewegung ausgerichtet. Verstellbare Staffeleien laden zu großflächigem Gestalten ein; eine Auswahl der unterschiedlichsten Pinselarten und Farben lädt zum Experimentieren ein; große Fensterbänke und dort befindliche Materialien laden zum Gestalten, Experimentieren ein. Der weite Blick nach außen gibt weitere Spiel- und Lernimpulse, etwa zum Bäume zählen oder bestimmen. Oder die Kinder bekommen Lust, spontan auf den Spielplatz zu gehen, der von hier aus zu sehen ist.   

Wir haben außerdem einen Baubereich, in dem es große, recht schwere Bausteine gibt, die die Kinder auch körperlich fordern. Anders als bei den normalen Kita- Bausteinen ist hier echter Einsatz und viel Bewegung und Kraft notwendig, um Bauwerke entstehen zu lassen. Außerdem haben wir große Wandspiegel angebracht, so dass die Kinder sich beim Bauen selbst beobachten können. Die Kinder lieben diesen Bereich und es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie sie in den unterschiedlichsten Positionen vor ihren Bauwerken stehen oder liegen. Sätze wie: „Oh, so sieht das von der Seite oder von hinten aus“, sind an der Tagesordnung.

Bewegung und eigenes Tun sind bei allen genannten Beispielen Grundvoraussetzung und sorgen ganz nebenbei für eine verinnerlichte Handlung- also Lernen!

 

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