vier + 4 =

4 × vier =

Der Advent ist hierzulande etwas ganz Besonderes, das spüren auch alle, die derzeit eine Kita betreten: Die Flure und Gruppenräume sind mit Sternen, Schneeflocken und anderen Basteleien geschmückt, überall leuchten kleine Lichter und aus den Räumen dringen Weihnachtslieder und Plätzchenduft. Der festlichen Stimmung kann sich niemand entziehen. Doch so selbstverständlich wie das Weihnachtsfest für viele Kinder und Eltern auch sein mag, so sind fast in jeder Kita auch Familien, die diese Tradition entweder (noch) nicht kennen oder aus religiösen Gründen andere Bräuche haben. Viele wichtige Kita-Feste wie Weihnachten, St. Martin oder auch Ostern haben ihren Ursprung im christlichen Glauben und werden in anderen Ländern oder Kulturkreisen anders oder gar nicht gefeiert.

Thematik kindgerecht aufgreifen

Auch ganz typisch für Weihnachten: Kita-Kinder bauen Pfefferkuchen-Häuser (Foto: DKJS / Kita Reidekäfer)

Mit Blick auf die zunehmende kulturelle und religiöse Vielfalt in Kitas stehen Fachkräfte und Elternschaften auch dieses Weihnachten wieder vor der Aufgabe, das Fest so zu feiern, ohne das einzelne Kinder oder Familien ausgeschlossen werden. „Weihnachten und andere Bräuche kann man nicht aus dem Leben ausklammern, auch in der Kita nicht“, sagt Annegret Kieschnick, Expertin für Frühe Bildung bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS). Feierten Kitas beispielsweise „nur“ ein Lichterfest, wird eine wichtige Ressource nicht genutzt: Nämlich miteinander, unabhängig von der Glaubenszugehörigkeit, über wichtige Werte des jeweiligen Festes zu sorechen. „Idealerweise nutzen die Erwachsenen die Gelegenheit, den Kindern zu erklären, was gerade gefeiert wird und warum.“ So kann es durchaus ein Aspekt der religionspädagogischen Arbeit in Kitas sein, mit den Kindern über die Geschichte und den Glauben rund um die Geburt Jesu sowie die Tatsache, dass es verschiedene Religionen gibt, zu sprechen.

Die Weihnachtsgeschichte für Kinder

Warum feiern die Christen Weihnachten? Der kurze Clip der ZDF Kinder-Nachrichtensendung logo! erzählt die Weihnachtsgeschichte in kindgerechten Worten und Bildern.

Manche Familien feiern anders

Es versteht sich von selbst, dass in diesem Zusammenhang auch religiöse und kulturelle Feste, wie sie andere Familien aus der Kita feiern, thematisiert werden. „Der Vielfaltsgedanke ist sehr wichtig“, betont Annegret Kieschnick. „Den Kindern sollte vermittelt werden: Wir in der Kita feiern jetzt zwar Weihnachten. Aber es gibt auch viele Familien, für die andere Tage im Jahr wichtiger sind.“ Bräuche wie das skandinavische Luciafest, das jüdische Chanukka-Lichterfest oder das islamische Zuckerfest nach dem Fastenmonat Ramadan sind schon für kleine Kinder interessant und lassen sich anschaulich vermitteln. Insbesondere dann, wenn Kinder oder Eltern in den Kita-Gruppen selbst erzählen, was und wie sie feiern.

Weihnachten in Werten

Es ist aber auch möglich, in der Advents- und Weihnachtszeit in der Kita einfach universelle Werte dieses Fests zu thematisieren. Als Beispiel nennt die DKJS-Expertin die in Kinderbüchern, Figuren oder Basteleien häufig dargestellte Szene aus der Weihnachtsgeschichte – mit Jesus, Maria, Josef, den Hirten und den heiligen drei Königen im Stall. „Die Geschichte vermittelt ganz zentrale Werte, die man in der Kita auf kreative Art und Weise aufgreifen kann.“ Denkbar seien unter anderem folgende drei Themenschwerpunkte:

>> Wünsche, Geschenke, Teilen, Solidarität: In der Weihnachtsgeschichte bringen die heiligen drei Könige wertvolle Geschenke für das Jesuskind.

Es gibt kaum etwas, das die Jüngsten so sehr mit Weihnachten verbinden, wie Geschenke. Ihre Wünsche und Wunschlisten sind schon lange vor Heiligabend ein großes Thema in der Kita. Gemeinsam mit den Kindern können die Fachkräfte, aber auch die Eltern überlegen: Warum schenkt man sich zu Weihnachten etwas? Was wünschst du dir und deiner Familie, was anderen Menschen? Was ist noch wichtig außer Geschenke? Was könnten wir für andere tun? Manche Kita-Gruppen oder Eltern backen Plätzchen und verkaufen diese für einen guten Zweck, oder sie sammeln Spenden für die Suppenküche. Andere beteiligen sich vielleicht an einer Päckchenaktion für bedürftige Kinder. So erfahren schon die Jünsten, was Solidarität bedeuten kann.

>> Freude und Dankbarkeit über die Geburt eines Babys: In der Weihnachtsgeschichte freuen sich alle sehr über das Jesuskind. Die Hirten nehmen einen weiten Weg auf sich, um den neuen Erdenbürger zu begrüßen.

Wenn ein Baby geboren wird, ist das ein ganz besonderer und freudiger Moment für die Familie und alle Leute, die ihr nahestehen. Sicherlich können einige Kinder erzählen, wie sie die Geburt eines Geschwisterchens erlebt haben: Warum freut man sich dann so? Was bedeutet das für die Familie? Warum braucht sie jetzt vielleicht Hilfe? Gibt es Rituale, um das Baby zu begrüßen oder die Familie zu beglückwünschen?

>> Gemeinschaft, Beisammensein: In der Weihnachtsgeschichte, kommen viele unterschiedliche zusammen, um sich gemeinsam über die Geburt des Jesuskindes zu freuen. Die Tiere spenden Wärme.

In der Adventszeit finden viele gemeinschaftliche Aktionen statt. Eltern besuchen die Kita, um Kindern und Fachkräften gemütliche Stunden zu verbringen, zu basteln, zu singen oder das Jahr Revue passieren zu lassen. Manche Kita-Gruppen besuchen vielleicht ein Altersheim, um mit alten Menschen zu singen oder machen gemeinsam mit den Schulkindern ein Lagerfeuer. In diesem Zusammenhang könnten die Erwachsenen mit den Kindern besprechen: Was macht zusammen mehr Spaß als alleine? Warum ist es wichtig, andere Leute um sich herum zu haben? Wie geht es Menschen, die alleine sind?

So wie ihr feiert, ist es in Ordnung

Da jede Kita eine andere Ausrichtung sowie vielfältige Familien hat, gibt es keinen „besten“ oder „perfekten“ Weg, um Weihnachten und andere Feste zu feiern. „Das Team und die Eltern könnten gemeinsam überlegen, was ihnen in dieser Zeit wichtig ist, welche Werte sie den Kindern mitgeben wollen und wie sie die Feste gestalten wollen“, schlägt Annegret Kieschnick vor. Natürlich sollten auch immer die Kinder nach ihren Wünschen gefragt werden. Entscheidend sei, die Vielfalt der Feste und Bräuche zu betonen und Glaubensrichtungen oder Familien auch nicht über einen Kamm zu scheren. Das Credo könnte lauten: „Wir feiern Weihnachten in der Kita vielleicht jetzt auf diese Art und Weise. Aber so, wie du und deine Familie es feiern, ist es auch in Ordnung.“ Den besonderen Zauber einer festlich geschmückten Kita mitsamt ihren Düften und Klängen sowie die unbändige Vorfreude erleben alle Kinder gleichermaßen.

Kinderbuchtipps zu Weihnachten

Es gibt viele Bücher, die das Thema Weihnachten kindgerecht und kultursensibel aufgreifen. Annegret Kieschnick, Expertin für Frühe Bildung bei der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) hat fünf Buchtipps zusammengestellt, die nicht nur Kindern zwischen 3 und 6 Jahren, sondern auch den Eltern Freude bereiten:

 

Die schönste Zeit – Weihnachten in aller Welt

von Monika Utnik-Strugała und Ewa Poklewska-Koziełło, NordSüd Verlag, Link zum Buch

Stimmungsvoll illustriert, erzählt das Buch anschaulich und mit vielen spannenden Details von den beliebtesten Weihnachtsbräuchen aus aller Welt. Für Kinder ab 5 Jahren geeignet.

 

Ein Pferd zu Channukka

von Myriam Halberstam, Ariella Verlag, Link zum Buch

Hannah wünscht sich sehnlichst ein Pferd. Als ihr Wunsch zu Channukka in Erfüllung geht, stürzt das sprechende Pferd Golda die Familie Rosenbaum in ein totales Chaos. Für Kinder ab 3 Jahren.

 

Das Weihnachtskind

von Rose Lagerchrantz und Jutta Bauer, Moritz Verlag, Link zum Buch

In dem Buch wird die Weihnachtsgeschichte so nacherzählt, dass sie alle Kinder unabhängig von ihrer Religion erreicht. Die Sehnsucht der Menschen nach Frieden steht im Zentrum. Geeignet ab 6 Jahren.

 

Das rote Paket – Eine Erzählung über das Schenken

von Linda Wolfsgruber und Gino Alberti, Bohem Verlag, Link zum Buch

„Man darf das rote Paket nicht öffnen, man darf es nur weiterschenken“, sagt Oma zur kleinen Anna. Das Buch erzählt mit stimmungsvollen Bildern, wie das geheimnisvolle Paket das Leben im Dorf verändert. Für Kinder ab 3 Jahren.

 

Und wie feierst du? Weihnachtsgeschichten so bunt wie die Welt

Susanne Orosz und Barbara Korthues, Verlagsgruppe Oetinger, Link zum Buch

Ein Land, ein Fest und viele Geschichten: Wie feiern finnische, spanische, ghanaische, russische, japanische oder syrische Kinder in Deutschland Weihnachten? Das wird in diesem Buch sehr unterhaltsam beantwortet. Ab 4 Jahren geeignet.

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