achtzehn + fünfzehn =

fünf × 3 =

Nachhaltigkeit ist im Kindergarten Zwergenhaus am See im brandenburgischen Senftenberg omnipräsent, weshalb es dafür auch keine extra Projekte braucht. Die Kinder lernen im Grunde täglich sowohl bewusst als auch unbewusst, was es bedeutet, verantwortungsvoll, nachhaltig und sozial gerecht zu denken und zu handeln. Denn die Kita des Trägers FRÖBEL, die es 2021 unter die Nominierten des Deutschen Kita-Preises schaffte, vermittelt „Bildung für Nachhaltige Entwicklung“ (BNE) permanent im Kita-Alltag auf kindgerechte Art und Weise.

„Wir greifen das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich auf“, sagt Kita-Leiterin Christine Krüger. „Die Fachkräfte lassen das Thema bei allen Aktivitäten mitschwingen und nehmen Fragen oder Vorschläge der Kinder zum Anlass, wichtige Aspekte anschaulich zu machen.“ Wie vielseitig BNE im Rahmen der Kita-Arbeit pädagogisch sinnvoll aufgegriffen werden kann, verdeutlicht die Leitungsfachkraft selbst, anhand der 17 Bildungsziele, die durch die Vereinten Nationen (United Nations, kurz: UN) definiert wurden. Für jedes einzelne Ziel kann sie ein praktisches Beispiel aus dem Kita-Alltag geben:

Ziel 1: Armut soll nicht über Generationen weitervererbt werden

„Unsere Kita wirkt in einem einkommensschwachen Kiez, 50 Prozent der Familien erhalten Unterstützungsleistungen. Neben kostenfreien Freizeit- und Bildungsangeboten in der Kita sorgen wir auch für gerechte Teilhabe und Förderung, indem wir die Familien an unsere derzeitige Sozialarbeiterin, die FRÖBEL Familien- und Beratungsstelle oder andere Akteur:innen vermitteln.“

Ziel 2: Gesunde, den Ernährungsbedürfnissen entsprechende Nahrungsmittel

„Wir zeigen in Förderprogrammen, wie wichtig ausgewogene Ernährung ist und was dazu gehört. Nicht alle erleben das automatisch zuhause. Die Kinder beteiligen sich, indem sie beispielsweise eigene Kräuter anpflanzen oder selbst kochen. Unsere Lebensmittelpyramide ist ein großes Gemeinschaftsbild der Kinder und Erzieher:innen.“  

Ziel 3: Eine gesunden Lebensweise fördern und Krankheiten vorbeugen

„Wir fördern Bewegungsspiele und ermutigen die Kinder auf eigene Körpersignale zu hören: Was tut mir gut? Gesundheit, Bewegung, Ernährung und auch das seelische Wohlbefinden stehen im Mittelpunkt verschiedener Förderprojekte in unserer Kita und ziehen sich durch den Alltag.“

Ziel 4: Inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung

„Unsere Bücher, Spielsachen, Puppen und Festlichkeiten spiegeln die Vielfalt der Kinder und Familien wider. Mit individuellen Spiel- und Lernangeboten, Piktogrammen, Übersetzer:innen  und Partnerschaften versuchen wir alle Kinder unabhängig von Ihren Voraussetzungen anzusprechen.“

Ziel 5: Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung

„Wir stellen den Kindern regelmäßig Berufe vor, laden deren Vertreter:innen ein oder besuchen Arbeitsstätten. Dabei zeigen wir (z. B. anhand einer Feuerwehrfrau oder Bauingenieurin), dass Frauen selbstverständlich ‚typische‘ Männerberufe haben können. Zudem haben wir einen Jungen in der Kita, der sich wie ein Mädchen fühlt, das respektieren und unterstützen wir.“

Ziel 6: Sauberes Wasser, moderne Abwasserentsorgung

„Bei Experimenten oder beim Bau einer ‚eigenen‘ Kläranlage lernen die Kinder viel über die Eigenschaften von Wasser. Einige Wasserhähne haben einen Sensor für einen geringeren Verbrauch, das Abwasser versuchen wir effektiv zu nutzen, beispielsweise zum Blumen gießen oder zum Malen. So lernen die Kinder, wie man Wasser sparen kann.“

Ziel 7: Zugang zu nachhaltiger, bezahlbarer und zeitgemäßer Energie

„In Zusammenarbeit mit einem großen Energieunternehmen vor Ort vermitteln wir das Thema Strom und Stromsparen kindgerecht, etwa durch einen virtuellen Rundgang durch ein Kraftwerk. Umweltfreundliche Windräder, Solar- und Wasserenergie sind da natürlich auch ein Thema.“

Der Kita-eigene Kräutergarten wird von den Kindern selbst gepflegt (© Fotos: FRÖBEL Kita Zwergenhaus am See)

Ziel 8: Bildung als Weg, um Arbeit zu finden und Wirtschaftswachstum zu fördern

„Indem wir immer wieder Berufe in der Kita vorstellen, wecken wir früh das Interesse der Kinder an verschiedenen Tätigkeiten. Wir fragen sie ‚Was möchtest du später mal werden?‘ und zeigen in Aktionen wie bei der gemeinsamen Neugestaltung unseres Schuppens, dass man Dinge selbst in die Hand nehmen kann.“

Ziel 9: Nachhaltige und innovative Infrastruktur aufbauen und nutzen

„Einige Kinder sind vor ihrer Kitazeit noch nie Bus oder Bahn gefahren – mit uns nutzen sie die öffentlichen Verkehrsmittel und haben Spaß daran. In Projekten und auf Ausflügen zeigen wir ihnen, dass Kommunikation und Infrastruktur zusammengehören.“

Ziel 10: (Einkommens)Ungleichheiten verringern, Teilhabe aller am Wohlstand

„Mit kostenfreien Tanz- Musik-, Kunst- oder Sportgruppen, mit ‚Ausleihkisten‘ für Spielzeug und Bücher sowie mit speziellen Sprachförderangeboten versuchen wir, allen Kindern und Familien unabhängig von ihrem Einkommen Zugang zu verschiedenen Freizeit- und Bildungsangeboten zu ermöglichen. Derzeit sind Kinder aus zehn verschiedenen Nationen bei uns.“

Ziel 11: Orte nachhaltig, inklusiv und sicher gestalten

„In Verkehrskunde zeigen wir auf, wie wichtig Grünflächen und der Erhalt der Natur auch in der Stadt sind. Wir fragen die Kinder, was sie sich für das Außengelände der Kita wünschen und fördern den Einsatz von Holz als Baumaterial. Unter unserem Jahresmotto ‚Die Welt gehört in Kinderhände‘ beziehen wir die Jüngsten aktiv in Projekte zu diesem Thema ein.“

Ziel 12: Ressourcen effizient nutzen und recyceln

„Viele unserer Projekte beinhalten ‚Upcycling‘, das Wiederverwerten von Papier, alten Plastikflaschen aber auch alten Puzzleteilen für ‚Kunstwerke‘ oder Spielsachen. Unsere Essensreste holt ein Bauer für seine Schweine ab. Gemeinsam trennen wir den Müll und sammeln alte Batterien.“

Ziel 13: Bekämpfung des Klimawandels, vermeiden von Umweltzerstörung

„Wenn die Kinder Naturphänomene wie Trockenheit oder Überschwemmungen beobachten, erklären wir, warum es dazu kommt und zeigen ihnen, wie man den ökologischen Fußabdruck klein halten kann. Dazu gehören genannte Aktionen wie das Upcycling, Einsparen von Wasser und Strom sowie die Erhaltung von Grünflächen, Bäumen und Pflanzen, Umweltschutz und erneuerbare Energien.“

Ziel 14: Ressourcen der Ozeane und Meere erhalten und nachhaltig nutzen

„Wir haben einen See in der Nähe, die Kinder sagen ‚unser See‘. Als sie eine Endoskop-Kamera dort hineinhielten, fanden sie auch Müll – was zu einer Müllsammelaktion und zu dem Projekt ‚Müll in den Meeren‘ führte. Den bewussten Umgang mit Lebewesen unter Wasser üben sie täglich mit unserem Aquarium.“

Ziel 15: Landökosysteme schützen und Biodiversität erhalten

„Jedes Vorschulkind hat einen eigenen Baum im Wald, gemeinsam mit dem Naturschutzbund thematisieren wir Insekten und Artenvielfalt. Durch unsere Hochbeete erleben die Kinder, wie Gemüse vom Samen bis auf den Teller kommt; was im Komposthaufen passiert, sehen sie durch Plexiglas. Die Kriechtiere und Pflanzen im Garten erforschen die Kinder sehr genau.“

Ziel 16: Demokratie, Toleranz und Frieden fördern

„Die Kinder stimmen im Morgenkreis und auf Kinderkonferenzen über die Gestaltung des Alltags oder auch der Räumlichkeiten ab. Sie lernen, was Demokratie ist und dass ihre und jede Stimme (gleich) wichtig ist. Wir sprechen mit ihnen über den Wunsch nach Frieden. Und wir informieren die Eltern, wie sie mit ihrem Nachwuchs über solche Themen sprechen können.“

Ziel 17: Globale Partnerschaften und Zusammenarbeit mit anderen

„Wir haben eine Briefpartnerschaft mit einer Kita aus Australien und haben Spenden gesammelt für Menschen, die flüchten mussten – ob vor dem Hochwasser oder aus der Ukraine. So richten wir den Fokus auch auf andere Länder und die Kinder dort. Partner sind für uns aber auch die vielen Vereine und Organisationen, die uns bei Projekten vor Ort unterstützen.“

Um die Inhalte der jeweiligen UN-Ziele einfach darzustellen, sind die Ziele im Text verkürzt und mit Fokus auf Kita-Kinder beschrieben (© alle Logos: United Nations Sustainable Development Goals)

Auch interessant:

Stärkung der Kita-Gemeinschaft

Eine Kita-Leiterin erzählt hier, welche Vorteile die zunehmende Digitalisierung in ihrer Kita hat – und warum Elterngespräche „live“ immer noch am besten funktionieren.

Experteninterview zur digitalen Elternarbeit

Wie neue Medien sinnvoll in der Kita eingesetzt werden können, erläutert Niels Espenhorst, Referent beim Paritätischen Gesamtverband in diesem Interview

Diversität im Fokus

Respekt, Toleranz und Vielfalt in der Kita und in den Familien – alle Beiträge  unseres Themenschwerpunktes finden Interessierte hier.