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Immer mehr Bundesländer öffnen ihre Kindertageseinrichtungen wieder schrittweise, so dass nach und nach alle Kinder wieder in die Kita gehen können. Doch der Alltag dort wird ein anderer sein: Zum einen ist ein Normalbetrieb, wie vor Corona, aufgrund diverser Einschränkungen noch nicht möglich. Zum anderen hat die lange Abwesenheit von teilweise bis zu einem Vierteljahr bei vielen Kindern Spuren hinterlassen. Die Wiedereingewöhnung von so vielen Kita-Kindern zur selben Zeit ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten. Hinzu kommt, dass dies nicht nur von Bundesland zu Bundesland, sondern auch von Kita zu Kita sehr unterschiedlich organisiert wird. 

10 Punkte, auf die es bei der Wiedereingewöhnung ankommt

Um den Neustart in die Kita nicht nur für den Nachwuchs, sondern auch für die Fachkräfte und die Familien so gut wie möglich zu gestalten, sollten sich Eltern mit den zentralen Themen auseinandersetzen. Welche das sind, haben wir Katharina Queisser gefragt.

Katharina Queisser, BEVKi (Foto: privat)

Die Sprecherin der Bundeselternvertretung der Kinder in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege (BEVKi) bekommt gerade gut mit, was Mütter und Väter beschäftigt. Denn derzeit wenden sich besonders viele Eltern mit ihren Sorgen und Ideen, was die Wiedereingewöhnung nach Corona betrifft, an die Bundeselternvertretung. Für Rund um Kita nennt Katharina Queisser zehn wichtige Punkte, auf die es bei der Wiedereingewöhnung nach Corona ankommt und gibt Tipps, wie Eltern den Neustart in die Kita selbst gut mitgestalten können.

1. Wiedereingewöhnung

Nach der langen Kita-Schließung während Corona steht nun eine Wiedereingewöhnung für sehr viele Kinder an. Diese unterscheidet sich sehr zu jener in normalen Zeiten, in denen nur wenige neue Kinder gleichzeitig eingewöhnt werden. Durch die Pandemie hatten nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Eltern über mehrere Wochen hinweg zuhause einen anderen Tagesablauf – sie alle müssen sich wieder an den Kita-Rhythmus und neue Routinen gewöhnen. Wenn Kinder aus räumlichen oder personellen Gründen zunächst nur ein bis zwei Tage in der Woche oder nur im wöchentlichen Wechsel in die Kita gehen können, dauert das Wiederankommen möglicherweise etwas länger. Aber nach einer gewissen Zeit werden sich alle wieder an den Kita-Alltag gewöhnt haben.

2. Feste Bezugspersonen

Gerade jüngere Kinder tun sich möglicherweise schwer mit der Wiedereingewöhnung, da sie in den letzten Wochen sehr viel Zeit nur mit ihren Eltern verbracht haben und nun stark auf diese fokussiert sind. Gleichzeitig haben die etwas Älteren natürlich ihre Freunde und die pädagogischen Fachkräfte vermisst. Für sie alle sind bei der Rückkehr in die Kita nun stabile Beziehungen und feste Bezugspersonen wichtig, sowohl zu den Gleichaltrigen als auch zu den Fachkräften.

Kita-Qualität darf nicht unter hygienebedingten Einschränkungen leiden

3. Hygienevorschriften

Zentrale Kita-Konzepte, wie beispielsweise die Offene Arbeit, können unter den aktuellen Bedingungen nur schwer umgesetzt werden. In manchen Bundesländern steht die Hygiene an oberster Stelle, in anderen geht die Kita-Qualität vor. Idealerweise finden die Kitas einen Mittelweg zwischen beidem. Die Fachkräfte sollten schon bald wieder die pädagogischen Konzepte ihrer Einrichtungen weiterleben können. Denn es ist sehr wichtig, dass die Kinder dort nicht nur betreut werden, sondern dass auch Bildung stattfindet – die Kita-Qualität darf nicht unter den hygienebedingten Einschränkungen leiden.

4. Gesichtsmasken und hygienische Kleidung

Viele der Kleinen erschrecken sich vor den Gesichtsmasken, zudem können sie durch diese keine Mimik erkennen. Wenn Masken verpflichtend sind, fände die BEVKi transparente Masken für Kitas sinnvoller. Wir wissen aber auch, dass diese sehr teuer sind. Wenn ein Kind seine Maske beispielsweise nicht tragen will, kommt es zu einem schwierigen Spagat zwischen Kinderrecht und Infektionsschutz. Kreative Lösungen können dazu beitragen, diese Herausforderung zu meistern: Vielleicht akzeptiert ein Kind die Schutzmaske besser, wenn es beim Herstellen einbezogen wird oder die Maske bemalen darf? Auch bezüglich hygienischer Kleidung gibt es kreative Ideen: Manche Kitas lassen eigens für ihr Team farbenfrohe Shirts anfertigen, die sich besonders heiß waschen lassen.  

Händewaschen ist in der Kita jetzt wichtiger denn je (Foto: DKJS / P. Chiussi).

Fachkräfte, Kinder und Familien vor Ansteckung schützen

5. Mindestabstand

Für Kinder ist der Körperkontakt zu den Bezugspersonen und zu den Gleichaltrigen in der Kita sehr wichtig. Um das damit verbundene Ansteckungspotenzial richtig einschätzen zu können, fehlen aber noch Studienergebnisse. Deshalb ist es zur Zeit eine große Herausforderung für Kita-Fachkräfte und Kinder, Abstand zu halten oder in besonderen Situationen, etwa wenn ein Kind weint, angemessen zu reagieren. Wichtig ist aber, dass alle Fachkräfte, Kinder und deren Familien vor Ansteckungen geschützt werden müssen.  

6. Risikogruppe

Hier ist es wichtig beide Seiten, die Fachkräfte und Kinder, zu sehen: Wenn eine Kita-Fachkraft oder jemand aus deren Hausgemeinschaft ein hohes Erkrankungsrisiko hat, sollte diese selbst entscheiden können, ob sie arbeiten geht oder nicht. Schließlich hat jeder andere Bedürfnisse: Bei manchen würde es zu Stress führen, wenn sie zur Arbeit zwangsverpflichtet werden, andere wollen trotz Risiko unbedingt wieder in der Kita tätig sein.

Wenn ein Kind oder jemand aus dessen Familie ein erhöhtes Risiko hat, sollten sie und ihre Eltern ebenfalls selbst entscheiden können, ob das Kind in die Kita geht oder nicht. Auf der einen Seite gibt es Eltern, die ohne Kinderbetreuung nicht arbeiten gehen können und Existenzsorgen haben, oder deren Kind die Sozialkontakte wirklich braucht. Auf der anderen Seite möchten manche Eltern ihre Kinder aus Sicherheitsgründen auch dann nicht in die Kita schicken, wenn sie zu keiner Risikogruppe gehören. Es braucht Konzepte zur Berücksichtigung all dieser Bedürfnisse.

Kontakt zwischen der Kita und den Kindern zuhause fördern

7. Kontakt halten

Die Kinder und Fachkräfte in der Kita sollten weiterhin an jene Kinder denken, die beispielsweise aufgrund der Risiken zuhause bleiben müssen. Es gilt, den Kontakt nicht zu verlieren und den Austausch zu fördern. Andersherum können auch die Eltern, deren Kinder zuhause bleiben, Kontakt zur Kita und den Kindern dort halten. Es gibt viele Möglichkeiten, in Verbindung zu bleiben: Digitale Medien, gemalte Bilder, Telefonate, Besuche mit Abstand, oder etwas Gemeinsames gestalten –  beispielsweise eine Collage, die im Kita-Fenster ausgehängt wird. Auch eine Idee: Ein Kuscheltier geht in Vertretung für das Kind, das zuhause bleiben muss, in die Kita und schickt dem Kind Fotos von sich in der Kitaumgebung und Briefe nach Hause.

Die Kinder in der Kita können Kontakt halten zu Freunden, die noch nicht wieder in die Kita gehen (Foto: DKJS / P. Chiussi).

8. Übergang in die Grundschule

Gerade den Vorschulkindern fehlt der Kontakt zu Gleichaltrigen. Und natürlich ist der offizielle Kita-Abschluss, das Abschiedsfest, auch wichtig. Aber noch zentraler sind die vielen „kleinen“ Schritte, die eigentlich in der Kita stattfinden und jetzt wegfallen: Der Schnupper-Schulbesuch, das Üben des Schulweges, etc. Eigentlich könnte man in Kleingruppen auch in diesen Zeiten am Thema Schule arbeiten. Der Abschied von der Kita ist ja ein Prozess – das heißt, auch wenn das große Fest nicht stattfindet, gibt es viele andere Alternativen. Damit der Übergang nicht zu abrupt verläuft, brauchen die Kinder und Eltern die Unterstützung durch die Kita.

Gegenseitige Unterstützung der Eltern

9. Elternmitwirkung

Elterngespräche mit den Fachkräften sind in unsicheren Zeiten wie diesen zentral, denn nur so kann auf Fragen und individuelle Bedürfnisse eingegangen werden. Dabei sollte auf die Belange aller geschaut werden: Die der Kinder, die der Eltern und die der Fachkräfte. Außerdem ist es wichtig, dass sich Eltern weiterhin auch untereinander über ihre aktuelle Situation austauschen. Das könnte beispielsweise über ein digitales Elterncafé geschehen.

10. Solidarität

Gegenseitige Unterstützung bleibt zentral und jeder muss nach links und rechts schauen. Es gilt, auch im Kita-Umfeld verständnisvoll zu bleiben und Solidarität zu leben. Die Erfahrungen in Krisenzeiten helfen uns, offen zu bleiben, immer wieder neue Dinge auszuprobieren und gemeinsam Lösungen zu finden.

Tipps: Wie Eltern die Wiedereingewöhnung ihrer Kinder mitgestalten können

 

  • Falls Sie diese Informationen nicht automatisch erhalten, können Sie sich direkt bei der Kita melden und erkundigen, ob bzw. wann das Kind wieder in die Kita kommen darf.
  • Fragen Sie bei der Kita, beim Träger oder bei den Elternvertretern nach dem Konzept für die Wiedereingewöhnung sowie die Gestaltung des Kita-Alltags nach Corona. Bringen Sie Ihre Ideen dazu ein, beispielsweise im Elternbeirat.
  • Tauschen Sie sich mit den Fachkräften über Ihre Bedürfnisse aus, damit jede Seite weiß, was die andere braucht.
  • Teilen Sie der Kita mit, wie es Ihnen zuhause geht und welcher Betreuungsbedarf besteht, so dass die Verantwortlichen richtig planen können.
  • Für ein gutes Miteinander empfiehlt sich der direkte Austausch mit den Elternvertretern der Kita.
  • Wenn Sie weitere Informationen oder Unterstützung benötigen, können Sie auch die Elternvertreter auf Bezirks-, Kreis- oder Bundesebene kontaktieren.

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