3 + 16 =

fünfzehn − drei =

Für Eltern von Vorschulkindern führt wahrscheinlich kein Weg an ihnen vorbei: Kikaninchen, Maus, Elefant und viele mehr. Sie sind Bestandteil in der deutschen TV-Landschaft für Vorschulkinder. Auf den ersten Blick sind die in diesen Formaten dargestellte Welt sowie die dort erzählten Geschichten nicht immer für Erwachsene sinnvoll und nachvollziehbar. Vielmehr scheint es sich um typische Phantasiewelten für Kinder zu handeln, die für die Kleinen einfach und schnell zu verstehen sind und in denen sie sich ohne Probleme zurechtfinden. Aber der tiefere Sinn dahinter? Für Eltern oftmals gar nicht so einfach zu erschließen.

Dennoch gehören bestimmte TV-Figuren für viele Kita-Kinder und deren Freunde auch zum Kita-Alltag dazu. Das zeigt sich an den Dialogen, Rollenspielen und Liedern, die die Kleinen – angeregt durch die Medien – nachmachen. Was bestimmte Formate außer Kurzweile für die Kleinen noch alles vermitteln (und das ist eine ganze Menge!), das hat uns Matthias Franzmann erzählt. Er ist Redaktionsleiter im Bereich Vorschule bei KiKA, dem Kinderkanal von ARD und ZDF.

Matthias Franzmann, Redaktionsleiter der Redaktion „Vorschule“ bei KiKA © KiKA/Carlo Bansini

Lernen am Modell

Kinder im Vorschulalter achten besonders auf das Aussehen der TV-Figuren, auf ihr Handeln und auf die Auswirkungen ihres Handelns. Das führt oftmals zur Identifikation mit ihren TV-Helden. Sie orientieren, ja identifizieren sich oft mit Kikaninchen, Maus, Elefant & Co. und ahmen deren Handlungen nach. Für Eltern ist es wichtig zu wissen, welche Medieninhalte sich die Kinder zu Gemüte führen – damit sie gemeinsam über die Inhalte sprechen können. Für Kinder sind TV-Figuren Teil ihrer Lebenswelt, genauso wie Figuren aus Büchern und Geschichten.

KiKANiNCHEN

 


© KiKA/Motion Works/Katrin Lahr

KiKANiNCHEN ist ein Format des Kinderkanals (KiKA) für Vorschulkinder, in dem die Lebenswirklichkeiten von 3 bis 6-jährigen Kindern aufgegriffen werden. Das blaue Kikaninchen erlebt gemeinsam mit erwachsenen Moderatoren viele Abenteuer und greift so die relevanten Themenbereiche von Kindern im Kita-Alter auf:

  • Alltag
  • Freundschaften
  • Natur & Umwelt
  • Märchen & Fantasie
  • Sprache & Musik
  • Bewegung

Pädagogischer Hintergrund des Formats ist der Ansatz der Ko-Konstruktion. Dieser Ansatz besagt, dass Kinder durch Interaktion mit anderen Kindern und Erwachsenen lernen, sie hier also Wissen über Soziale Interaktionen erwerben. Das TV-Format wird durch ein Web-Angebot und eine App ergänzt. Weitere Informationen zu KiKANiNCHEN finden Sie hier

Anderen geht es genau so wie mir! Dokumentationen punkten auch bei kleinen Kindern

Wo man früher dachte, dass vor allem Zeichentrick-Angebote für Vorschulkinder am besten geeignet seien, hat man heute neue Erkenntnisse gewonnen: Auch realistische Darstellungen von Alltagssituationen, die die Kinder selbst aus ihrem Umfeld kennen, sind für die Drei- bis Sechsjährigen höchst interessant, regen zur Nachahmung an und werden von Eltern und Kindern gut angenommen.

Fit machen für „neue Medien“: Spielen, Entdecken & Experimentieren im Web

Es bringt nichts, die Augen zur verschließen vor mehr oder weniger neuen Technologien, oder Kindern aus „Sorge“ bestimmte Medien vorenthalten zu wollen. Ein Smartphone oder ein Tablet können bereits Dreijährige intuitiv bedienen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die gewissenhafte Medienauswahl durch die Eltern bzw. Erziehungspersonen. Apps, in denen gemeinsam mit den Eltern etwas entdeckt, erforscht und gespielt werden kann, sind für Vorschulkinder gut geeignet.

Fiktion und Wirklichkeit unterscheiden lernen – Vom TV-Bildschirm in die Realität

Kinder können nicht zwischen Fiktion und Realität unterscheiden? Ab einem gewissen Alter können sie das sehr wohl! Der Zeitpunkt ist allerdings von Kind zu Kind verschieden. Wer die Möglichkeit hat, sollte die Chance nutzen und vor Ort bei den Fernsehsendern im Rahmen spezieller Führungen die TV-Helden der Kinder live kennenlernen. Angst, dass die Kinder anschließend entzaubert sein könnten, da die Lieblingsfigur ja im Studio gar nicht lebendig oder erst gar nicht anwesend (weil nachträglich am PC ins Format eingefügt) gewesen ist, müssen sich Eltern übrigens nicht machen: Die Kinder ergänzen meistens perfekt Realität und Illusion und erinnern sich am Schluss daran, was für einen tollen Tag sie mit der Figur gehabt haben. Die KiKANiNCHEN-Monster-Party, die dieses Jahr in der katholischen Kita St. Sebastian im hessischen Eppertshausen, dem Gewinner des Deutschen Kita-Preises 2019, stattgefunden hat, ist ein gutes Beispiel dafür, wie Kinder mit der Vermischung von Realität und Fiktion umgehen können.

„Ich hab’ dich heute Morgen im Fernsehen gesehen!“

 Wir haben KiKANiNCHEN-Puppenspielerin Anja und KiKA-Moderator Christian gefragt, wie die Kinder reagieren, wenn sie feststellen, dass ihre Helden „in echt“ vielleicht anders sind, als sie dachten. Hier geht’s zum Interview >>

Kreativität & Vorstellungsvermögen fördern

„Mach die Welt, wie sie dir gefällt“ – TV-Formate wie KiKANiNCHEN fördern auf spielerische Art und Weise die natürliche Kreativität von Vorschulkindern. Beispielsweise besteht die „Papierschnipselwelt“, die die Grafikdesignerin Katrin Lahr quasi erfunden hat, tatsächlich aus vielen von Hand zerrissenen Papierschnipseln. Dadurch soll vermittelt werden: Kikaninchen lebt in der gleichen Welt wie ihr – nicht perfekt und so, wie ihr sie euch zu eigen macht. Letztlich kann ein rosafarbener Papierschnipsel nämlich Vieles sein: Eine Wolke, eine Portion Zuckerwatte, ein kleines Schweinchen und so vieles mehr!

Kikaninchen geht gerne auf Entdeckungsreise und fördert so das Vorstellungsvermögen der Kinder © KiKA/Motion Works/Katrin Lahr

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