achtzehn + fünf =

18 + zwei =

„Kita goes digital“: In vielen Einrichtungen können Kinder mit Tablets, Smartphones oder Digitalkameras forschen, lernen und kreative Projekte umsetzen. Neue Medien eröffnen in den Kitas aber nicht nur neue Wege für die Arbeit mit den Kindern, sondern auch in der Kommunikation mit den Eltern. Wie Kitas und Eltern digitale Kanäle über die Pandemie hinaus sinnvoll nutzen können, erläutert Niels Espenhorst, Referent für Kindertageseinrichtungen und Tagespflege beim Paritätischen Gesamtverband, in diesem Interview. Der Verband ist redaktioneller Kooperationspartner von Rund um Kita beim Schwerpunktthema Digitalisierung in der Elternarbeit.

Rund um Kita: Inwiefern hat sich die Kommunikation in den Kitas durch die Pandemie verändert?  

Niels Espenhorst: Die digitale Kommunikation hat stark zugenommen. Viele Kindertageseinrichtungen nutzten und nutzen immer noch ganz unterschiedliche Kanäle, um während des Notbetriebes mit den Familien und insbesondere mit den Kindern Kontakt zu halten.  

Niels Espenhorst (Foto: privat)

Können Sie uns Beispiele dafür geben 

Die Kita-Fachkräfte haben verstärkt E-Mails, Newsletter oder Webseiten genutzt, um den Kindern und Familien Informationen oder Spielanregungen zu übermitteln. Einige haben auch eigene Videos produziert und auf Youtube hochgeladen, in denen sie vorlesen, singen oder Bastelanleitungen geben. 

Wie kommt diese Form der Kommunikation bei den Familien an?   

Das ist sehr unterschiedlich. Manche Einrichtungen kommunizieren wöchentlich wechselnde Vorgaben und Anpassungen an die Hygienevorschriften, dabei steht das Kind weniger im Mittelunkt. Erfreulicherweise findet oft aber nicht nur Einbahnstraßenkommunikation statt, sondern ein wechselseitiger Austausch. Die Eltern und auch die Kinder selbst werden zum Mitmachen und zum Antworten animiert. Dadurch lernen schon die Jüngsten, die neuen Kommunikationswege zu nutzen und über sie in einen Dialog mit den Fachkräften zu treten – auch wenn es sich teilweise „nur“ um Smileys oder Fotos von Gebasteltem handelt. Wichtig ist, dass sie auf diese Weise mit der Einrichtung in Kontakt bleiben. 

Eltern erhalten digital Einblick in den Kita-Alltag

Welche Möglichkeiten eröffnet die Digitalisierung mit Blick auf die Eltern?  

Kitas haben die Chance, Transparenz zu zeigen, indem sie Eltern digital Zugriff auf die Kita-Konzepte oder die Entwicklungstagebücher des Nachwuchses geben. Vor allem dann, wenn diese die Einrichtung nicht betreten dürfen oder die Sammelordner nicht immer zugänglich sind. Neben der Dokumentation können Eltern auch digital Einblick in den ganz normalen Kita-Alltag erhalten. Beispielsweise wenn die Kita ihnen Fotos oder Videos von bestimmten Aktionen oder Basteleien in der Kita digital zur Verfügung stellt. Nicht zuletzt können bestimmte Apps auch Sprachbarrieren überwinden, die Kommunikation mit und unter den Eltern verbessern und damit sogar deren Engagement und Beteiligung fördern. 

Seit der Pandemie spielen die Kinder in der Kita öfter auch „Homeoffice“, mitsamt PC und Tablet. (Foto: Kita St. Sebastian, Eppertshausen)

Wie werden digitale Möglichkeiten sinnvoll im Kita-Alltag verankert? 

Vielerorts wurde diese Art der Kommunikation während der Pandemie „aus der Not geboren“. Eine sinnvolle und langfristige Verankerung in der Kita erfordert vor allem eine offene Haltung seitens der Eltern und der Fachkräfte. Jeder hat eigene Vorstellungen und Bedürfnisse, was Digitalisierung betrifft. Diese gilt es zu berücksichtigen und aufzugreifen. Beispielsweise könnten die Fachkräfte den Eltern anhand konkreter Beispiele aufzeigen, welchen Nutzen sie und ihre Kinder auch in normalen Zeiten haben.  

Mehrwert muss Kindern, Eltern, Fachkräften und Trägern deutlich werden

Was, wenn Eltern diesbezüglich eher zurückhalten sind? 

Es ist wichtig, alle Sorgeberechtigten mit einzubeziehen und deren Bedenken ernst zu nehmen. Natürlich dürfen die Kinder in der Kita nicht mit den technischen Geräten alleine gelassen werden, sondern müssen lernen, diese zu verstehen und sinnvoll zu nutzen. Aber sie wachsen nun mal in eine digitale Welt hinein – sie nicht darauf vorzubereiten, wäre fahrlässig. Der Mehrwert der Digitalisierung muss auf allen Ebenen deutlich werden: bei den Kindern und Eltern ebenso wie bei den Fachkräften und dem Träger.  

Wie können Kitas eine dauerhafte und sinnvolle Mediennutzung fördern?  

Zunächst einmal sollten die Kita-Fachkräfte die Technologien verstehen und wissen, wie man diese datenschutzkonform implementiert und pädagogisch sinnvoll nutzt. Das ist in einer Einrichtung noch einmal etwas ganz Anderes als im Privaten. Weil digitale Kommunikation auch viel voraussetzungsreicher ist, als die direkte Kommunikation, sollte diese sehr bedacht und zielgerichtet eingesetzt werden. Dies wiederum erfordert bestimmte Kenntnisse und einen besonderen Zeitaufwand, was Kitas alleine kaum stemmen können. Ein Modellprojekt in Bayern zeigt, dass die Vorteile die Nachteile vor allem dann überwiegen, wenn die Kitas Unterstützung erhalten, beispielsweise durch eine externe Fachberatung.  

Es geht nichts über das persönliche „Tür-und-Angel“-Gespräch

Smartphones und PCs können in der Kita aus Holz und echt sein (Foto: DKJS / J. Erlenmeyer und N. Götz)

Worauf sollten Eltern und Fachkräfte noch achten?   

Wir haben festgestellt, dass diese Art der Beziehung zwischen Fachkräften und Sorgeberechtigten nicht überall gut tut und zu Missverständnissen führen kann. In einem richtigen Gespräch von Angesicht zu Angesicht kommen körperliche Signale einfach besser zum Ausdruck; Mimik, Ironie und Stimmungslage werden besser wahrgenommen. Es geht also nichts über das persönliche „Tür-und-Angel-Gespräch“ in der Kita, das hoffentlich bald wieder möglich sein wird. Mit einer positiven Haltung und einer gelungenen Umsetzung kann digitale Kommunikation jedoch über die Pandemie hinaus zur Vereinfachung des Kita-Lebens beitragen. Dabei wird sie das direkte Gespräch nie ersetzen, sondern lediglich ergänzen.  

Was kann Digitalisierung in der Kita alles sein? Diese Frage beantwortet die Rund um Kita-Redaktion in einem „10 Fakten“-Beitrag.

Der Paritätische Gesamtverband

Der Paritätische, Kooperationspartner von Rund um Kita beim Thema Digitalisierung, ist einer der sechs deutschen Spitzenverbände freien Wohlfahrtspflege. Er ist Dachverband von über 10.000 eigenständigen Organisationen, Einrichtungen und Gruppierungen im Sozial- und Gesundheitsbereich. Mit seinen 15 Landesverbänden und mehr als 280 Kreisgeschäftsstellen unterstützt der Paritätische die Arbeit seiner Mitglieder, darunter auch viele Träger und Einrichtungen der Kindertagespflege. Weitere Informationen finden Interessierte hier. 

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