sechs + 15 =

19 − neun =

Das ist unser neues Projekt – hast du Lust, dabei zu sein? Wo, mit wem oder was möchtest du heute spielen? Was magst du dir zu essen holen? Was willst du dieses Jahr lernen? Diese und viele andere Fragen werden Kindern gestellt, wenn sie in der Kita viel mitentscheiden dürfen. Das wiederum setzt voraus, dass die Kleinen auch kindgerecht über ihre Möglichkeiten und auch ihre Grenzen informiert werden.

Wie dies im Kita-Alltag umgesetzt werden kann, zeigt die Katholische Kindertagesstätte St. Hildegard im Wormser Stadtteil Abenheim, eine der Nominierten für den Deutschen Kita-Preis 2019. Die Einrichtung ist Mitglied im KTK-Bundesverband, dem Kooperationspartner von Rund um Kita beim Schwerpunktthema „Demokratie in Kinderschuhen“. Worüber sie informiert werden und was sie alles bestimmen dürfen, haben uns die Kinder bei einem Foto-Rundgang durch die Einrichtung selbst gezeigt:

Foto: DKJS / C. Grehl

Wir sehen selbst, was wann und wo los ist

„Da, Morgenkreis“, „da, Villa“, „da Essen“. Auch wenn Leni noch nicht lesen kann, findet sie selbst heraus, was heute in der Kita los ist. Magnetische Fotos und Symbole für alle Räume und Projekte zeigen das auf verständliche Art und Weise. Diese Orientierungsmöglichkeit ist wichtig, denn das offene Konzept der Kita sieht vor, dass sich die Kinder nach dem Morgenkreis in den Stammgruppen selbst aussuchen, was und wo sie spielen.


Foto: DKJS / C. Grehl

Wir machen nur mit, wenn wir wollen

Im Morgenkreis wünschen sich die Kinder ein Lied oder ein Spiel. Danach stellen die Fachkräfte die gruppenübergreifenden Projekte vor – und die, die darauf Lust haben, melden sich und machen mit. Die anderen können frei spielen. Selbst, wenn alle Kinder etwas gemeinsam vorhaben, zum Beispiel in den Garten zu gehen, gibt es Ausnahmen: Etwa, wenn ein Kind etwas fertig bauen möchte oder wenn die Fachkräfte merken, dass es gerade die Ruhe im Raum genießt.


Foto: DKJS / C. Grehl

So will ich begrüßt werden

Heute brauche ich eine Umarmung! Schon die Kleinsten können auf die Bildchen am Eingang des Essensraumes deuten. Wollen sie heute mit einer Umarmung, einem Küsschen auf die Wange oder nur mit „High Five“ oder einem Lächeln begrüßt werden? Anhand der Symbole können die Kinder deutlich machen, wie viel Nähe oder Kontakt sie sich zum Start in den Tag von anderen Kindern wünschen.


Foto: DKJS / C. Grehl

Wir halten uns an die Vereinbarungen

„Ein offenes Kita-Konzept braucht einen verbindlichen Rahmen“, betont Einrichtungsleiterin Frauke Gärtner. Dabei sei es wichtig, die Regeln gemeinsam mit den Kindern zu vereinbaren. Hier haben die Kleinen gemalt, welche Vereinbarungen in der Villa, dem Bastelraum, gelten: „Wollen wir an die Werkbank, müssen wir zuerst fragen! Wir räumen auf, wenn etwas fertig ist! Die Großen helfen den Kleinen!“. Was die rote und die grüne Hand bedeuten, erklärt eine Fünfjährige auf dem folgenden Bild.


Foto: DKJS / C. Grehl

Was wir nehmen dürfen – und was nicht

„Das da dürfen wir immer alleine rausnehmen“, sagt Hanna und deutet auf die mit Bastelmaterial gefüllten Schubladen unterhalb der grünen Hände. „Und bei denen“ – sie zeigt auf die Schubladen mit den roten Händen – „müssen wir erst die Erzieherin fragen ob wir dürfen“. Solche grünen und roten Papphände sind überall in der Kita zu finden. So wissen schon die Kleinsten Bescheid, wo sie allein drangehen dürfen und wo nicht.


Foto: DKJS / C. Grehl

Was kommt alles in mein Portfolio?

Das Portfolio, ein persönliches Kita-Tagebuch für jedes Kind, ist gut erreichbar aufbewahrt und kann jederzeit angeschaut werden. Theresa zeigt uns ihres. Sie darf selbst bestimmen, welche Fotos und Bilder dort hinein kommen. „Wenn sie auf etwas besonders stolz sind, bitten die Kinder die Erzieherinnen schon von selbst, dies fürs Portfolio zu fotografieren“, erzählt Frauke Gärtner. Eine weitere Besonderheit: Die Kinder können in dem Portfolio ihre individuellen Fähigkeiten anhand einer Smiley-Skala selbst einschätzen und dokumentieren.


Foto: DKJS / C. Grehl

Was wir Vorschulkinder lernen wollen

„Wir Erwachsenen glauben immer zu wissen, was Kinder wollen, aber stimmt das tatsächlich?“, gibt Frauke Gärtner zu bedenken. Deshalb wurde im Team letztes Jahr beschlossen: Ab sofort werden die Kinder selbst gefragt, was sie im letzten Kita-Jahr lernen und erleben wollen! Was diese daraufhin geäußert, gemalt und geschrieben haben, ist auf einer riesigen Wandcollage im Flur dokumentiert: „Schneller rennen“, „singen wie ein Sänger“, steht da zum Beispiel. „Alleine einkaufen“, „lernen wie ein Becher gemacht wird“ und natürlich „schreiben“. Manche Pläne werden individuell in der Kita oder auch zuhause umgesetzt, andere bei gemeinschaftlichen Projekten oder Ausflügen.


Foto: DKJS / C. Grehl

Ich frühstücke wann und was ich mag

Vormittags ist der Essensraum eine Begegnungs­stätte für alle Kinder, die frühstücken wollen. An dem langen Buffet – das ihre Eltern abwechselnd mit Essensspenden bestücken – können die Kinder selbst auswählen, was sie essen wollen. Und sich auch selbst auftun oder einschenken. Schon die Kleinsten werden dazu ermutigt, auch wenn das vielleicht etwas länger dauert. Danach können die Kinder überlegen, an welchem der drei großen runden Tische sie Platz nehmen wollen.


Foto: DKJS / C. Grehl

Ich übernehme Verantwortung

Wer hat heute Wagen-Dienst? Die Fotos auf dem Plakat zeigen es allen, die das wissen wollen. Was dabei zu tun ist, kann Theresa erklären. Sie war gestern Essenskind und hatte danach Wagen-Dienst: „Wir schieben zu zweit den Wagen [Red.: Essenswagen mit schmutzigem Geschirr] in die Küche.“ Leni ergänzt: „Und dann wieder zurück! Und Hände waschen!“


Foto: DKJS / C. Grehl

So soll mein Geburtstag sein

Und das Beste, das die Kinder in der Kita selbst bestimmen können? Hier sind sich alle einig: Mein Geburtstag! Denn den dürfen die Kinder selbst planen: Sie suchen sich aus, in welchem Raum gefeiert wird, was gespielt und gegessen wird, welche Fachkraft und welche Kinder mitfeiern, wie ihre Geburtstagskrone gestaltet wird und und und… Und weil die Planung mindestens genauso viel Spaß macht wie die Feier, werden die Wünsche und Ideen schon lange im Voraus gesammelt. Zur Erinnerung für die Kinder und als Elterninformation lassen die Fachkräfte den Ehrentag zusätzlich auf einem Plakat Revue passieren, das im Nachgang auch im Portfoliotagebuch abgeheftet wird.

Das Projekt „Demokratie in Kinderschuhen. Mitbestimmung und Vielfalt in katholischen Kitas“ des KTK-Bundesverbandes ist Teil des Kooperationsprojekts „Demokratie und Vielfalt in der Kindertagesbetreuung“. Es wird im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ durch das Bundesfamilienministerium gefördert.


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