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Medien gehören im Jahr 2019 einfach dazu: Ob das klassische Bilderbuch, das Sandmännchen oder Die Sendung mit der Maus im TV oder die neuen Medien wie PC oder iPad – schon ganz früh interessieren sich Kinder für bunte Bilder, Musik und Bewegtbild. Warum die Neugier vor allem für die sogenannten neuen Medien Eltern nicht ängstigen sollte, weil es vor allem auf den richtigen Umgang mit Medien und den Medienkonsum ankommt und ob Medienbildung bereits in der Kita sinnvoll ist – davon handelt dieses Interview.

3 Fragen an …

Dr. Thorsten Naab vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München, der zur Mediennutzung und Medienerziehung in der frühen Kindheit forscht.

1. Herr Naab, was sagen Sie aus wissenschaftlicher Sicht: Haben Medien etwas in der Kita zu suchen? Und wenn ja, macht Medienbildung bereits im Vorschulalter Sinn?

Foto: DJI/Naab

Unbedingt! Es macht keinen Sinn, Medienbildung aus der frühen Bildung auszugrenzen! Wir leben in einer mediatisierten Welt, Digitalisierungsprozesse sind allgegenwärtig und Medien ein fester Bestandteil der Lebenswelten der Kita-Kinder. In den Kitas werden Kinder bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung begleitet und unterstützt, im Leben selbständig klar zu kommen und gesellschaftliche Handlungskompetenzen zu entwickeln – dies schließt auch die Förderung von Kompetenzen im Hinblick auf den Umgang mit Medien ein. Das lässt sich vergleichen mit der Verkehrserziehung: Natürlich erziehen wir Kinder in diesem Bereich zu verantwortungsvollem Handeln, da Verkehr allgegenwärtig für sie ist. Ähnlich müsste es auch im Bereich Medien sein – dass Kindern Kompetenzen vermittelt werden, um sich in unserer mediendurchdrungenen Welt zurecht zu finden und verantwortungsvoll zu handeln. Kinder sollten dementsprechend dabei begleitet und angeleitet werden.

Den (sinnvollen) Umgang mit Medien können Kinder – analog zu Verkehrserziehung – bereits im frühen Alter, allem voran auch in der Kita erlernen (Foto: DKJS / J. Erlenmeyer & N. Götz).

2. Welche Rolle können Eltern und die Fachkräfte in den Kitas einnehmen?

Erzieher und Erzieherinnen können aufgrund ihrer pädagogischen Ausbildung Hilfestellungen geben, die Eltern stärken und diese hinsichtlich ihrer Fragen zum Umgang mit Medien beraten. Viele Eltern können zu Hause keine Medienbildung leisten; dafür sind sie auch nicht ausgebildet. Zu Hause hat Mediennutzung für Eltern oftmals eine eher regulative oder ganz praktische Funktion, wenn sie beispielsweise selbst eine Atempause brauchen. Im Gegensatz dazu sollte in der frühen Bildung eine andere Mediennutzung im Vordergrund stehen, nämlich eine kreative, partizipative und reflexive Nutzung, die die kommunikativen Kompetenzen von Kindern fördert.

Erwachsene können im Umgang mit neuen Medien vor allem unterstützen und beraten – und oftmals auch viel von den Kindern lernen (Foto: DKJS / J. Erlenmeyer & N- Götz).

3. Wie könnte ein sinnvoller Umgang mit Medien in der Kita idealerweise aussehen?

Zunächst sollten Medien und Medieninhalte sowie Handlungen mit Medien als Elemente in der Lebenswelt von Kindern akzeptiert werden. Medien haben beispielsweise als Gegenstand im Spiel längst Einzug in die Kitas gefunden: Es gibt zahlreiche Krippengruppen, die Eltern nach alten Handys für Rollenspiele fragen. Schaut man dann in dieses Gruppen, gibt es Kinder, die ganz begeistert so tun, als ob sie mit den alten Handys Fotos machen würden. Sie reflektieren ihren Alltag im Spiel und damit auch die allgegenwärtige Präsenz von Medien. Hier könnten Fachkräfte ansetzen und mit Kindern und Eltern thematisieren, was dies in der Lebenswelt der Kinder bedeutet und was eigentlich der richtige Umgang, in diesem Fall mit digitaler Fotografie, ist.

Zweitens können Medien als Träger von bestimmten Funktionen und Inhalten verstanden werden. Dabei geht es nicht darum, dass digitale Medien klassische Medienangebote ersetzen. Das ist ein Punkt, bei dem Fachkräfte oft Bedenken haben. Es wird beispielsweise in Gesprächen und Interviews die Sorge geäußert: „Ja und dann ersetzt das Handy quasi das Bilderbuch!“ Das ist natürlich nicht der Fall! In der frühkindlichen Medienerziehung geht es nicht darum, dass die Kinder vor ein Tablet gesetzt werden und lernen, sich alleine damit zu beschäftigen. Wie bei klassischen Medien auch, wie zum Beispiel dem Bilderbuch, geht es darum, diesen Teil der kindlichen Lebenswelt gemeinsam zu entdecken und Kindern die Möglichkeiten aufzuzeigen, ihre kommunikativen Kompetenzen zu erweitern. So könnte man beispielsweise in der Kita mithilfe von Tablets gemeinsam mit den Kindern eigene Projekte oder Ausflüge dokumentieren und zum Beispiel ein digitales Bilderbuch machen! Die Kerngedanken sind:

  •  Wie können kommunikative Kompetenz und partizipative und reflexive Mediennutzung gestärkt werden?
  • Wie können Kinder Chancen und Risiken der Mediennutzung erkennen?

Es geht nicht darum, dass alle Kita-Kinder den technischen Umgang mit Smartphone und Tablet beherrschen!

Grafik: D. Würsig

Vom Buch zum Tabet – Medien im Vorschulalter

Foto: DKJS / J. Erlenmeyer & N. Götz

Klassische Medien – allem voran das Buch – spielen natürlich nach wie vor eine große und wichtige Rolle. Das Buch ist eines der wichtigsten Medien in der frühen Kindheit – vor allem zum Vorlesen und Bilder anschauen. Hinzu kommen im Laufe der Zeit andere Medien, zum Beispiel Hörspiele. Audiovisuelle Medien sind natürlich auch ein großes Thema, egal ob sie klassisch am TV oder online im Stream angeschaut werden. Schließlich erweitert sich dann das Interesse in Richtung digitaler Medien. Apps und Spielekonsolen werden mit fortschreitendem Alter zunehmend interessanter. Digitale Medien, PCs und Internet, sind heute Bestandteil der Lebenswelt der Kinder – sie kennen die neuen Medien aus ihrem direkten Umfeld, erleben, wie die Eltern und Bezugspersonen tagtäglich damit agieren.

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