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Natürlich ist es sinnvoll, Müll zu vermeiden und wiederzuverwerten, das Ökosystem zu schützen und vorhandene Ressourcen zu nutzen – aber wie kann es gelingen, dieses komplexe Thema schon Kita-Kindern nahe zu bringen oder ihnen gar ein Verantwortungsgefühl zu vermitteln?  Können die Kleinen überhaupt verstehen, warum Nachhaltigkeit wichtig ist?

Wir haben nachgefragt bei Susanne Bierwirth, Geschäftsführerin der GenerationenRaum gGmbH und verantwortlich für die drei Kita-Spielräume Perlentaucher, Havelsegler und Stephanshafen in Berlin-Moabit. Die Kitas waren als Teil des Bildungsverbundes Moabit unter den zehn Finalisten für den Deutschen Kita-Preis 2018. Im gleichen Jahr erhielt das Bündnis eine Auszeichnung des UNESCO-Weltaktionsprogramms Bildung für nachhaltige Entwicklung.

Drei Fragen an Susanne Bierwirth, Geschäftsführerin der GenerationenRaum gGmbH

„Nachhaltigkeit ist eine Haltung und kein Projekt“

1. Wie vermitteln Sie den Kindern Ihrer Kitas ein Bewusstsein für die Umwelt und ihre Ressourcen?

Susanne Bierwirth (Foto: GenerationenRaum GgmbH)

Natürlich würde keine Erzieherin sagen „So, heute beschäftigen wir uns mal mit dem Klimawandel!“ – das wäre viel zu kompliziert. Aber wenn man das Thema Nachhaltigkeit kindgerecht hinunterbricht und nicht doziert, bekommen die Kleinen schon etwas davon mit. Unsere Fachkräfte gehen meistens einfach auf die Alltagsfragen der Kinder ein und lassen das Thema dabei bewusst immer mitschwingen (siehe Bildergalerie in der Mitte des Beitrags). So war in einer Kita beispielsweise das Interesse an Papierfliegern groß. Daraufhin haben sich die Gruppen wochenlang mit Flugzeugen und Autos beschäftigt, einen Flughafen besucht und gemeinsam überlegt, was alles in der Luft ist. So kamen wir automatisch auch zu Themen wie Abgase, Müll, Insekten und Wetterphänomene, alles griff automatisch ineinander. Ein andermal haben die Kinder gestaunt, wie viel Essbares nach der Mittagsmahlzeit im sogenannten „Schweineeimer“ landete. Daraufhin haben wir besprochen, warum es nicht gut ist, viel wegzuwerfen und wie wir das in Zukunft vermeiden können.“  

2. Was sollen die Kleinen aus den Projekten lernen?

Zunächst einmal kommen wir nur selten mit konkreten, fertigen Projekten auf die Kinder zu. Natürlich ist es toll, Eierkartons wiederzuverwenden und Experten zur Mülltrennung in die Kita einzuladen. Doch solche Einzelprojekte machen meines Erachtens nur Sinn, wenn das Personal im gesamten Kita-Alltag immer wieder mit gutem Beispiel voran geht. Nachhaltigkeit ist eben eine Haltung und kein Projekt – das versuchen wir mit unserem pädagogischen Ansatz zu vermitteln: In unseren Kitas gibt es nur wenig Spielzeug, die Kinder bauen sich viele Dinge aus Restmaterial und wir kochen selbst, hauptsächlich regionale und saisonale Bioprodukte. Wenn wir Geld ausgeben, tun wir dies möglichst kiezbezogen. Wir bestellen unsere Bücher also nicht im Internet, sondern laufen gemeinsam in den Laden an der Ecke. Wir achten darauf, dass unsere Putzkräfte fair bezahlt werden und ökologische Reinigungsmittel nutzen. Zudem sind wir oft mit den Kindern in unserem Kiez unterwegs, bepflanzen Beete auf den Straßen, besuchen den Bienenstock im Stadtteilgarten und nehmen bewusst wahr, was in der Natur und im Stadtteil um uns herum passiert. Indem wir bei alledem die Eigeninitiative und Beteiligung der Kinder fördern, zeigen wir ihnen, dass selbst sie schon viel bewirken können.

Bildergalerie: Wie sich Nachhaltigkeit durch den Alltag der Moabiter Kitas zieht

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3. Kommt von alledem auch etwas zuhause, bei den Eltern und Familien an?

Wir berichten den Familien in Wanddokumentationen oder auf den Facebook-Seiten unserer Kitas über aktuelle Projekte. Manchmal erzählen uns die Eltern, dass ihre Kinder danach auch zuhause nachfragen, warum Papa in der Stadt mit dem Auto fährt oder was mit dem Restmüll in der Küche passiert. Natürlich ist es schön, wenn die Kinder oder auch ihre Eltern ihr Verhalten reflektieren – generell beobachten wir in den letzten Jahren ein gewachsenes ökologisches Bewusstsein bei den Familien. Wir wollen allerdings nicht dozieren und auch nicht unbedingt eine Verhaltensänderung bei den Eltern erwirken. Schließlich hat niemand etwas davon, wenn wir beispielsweise einer Mutter aus einem bildungsfernen Haushalt ein schlechtes Gewissen machen, nur weil sie ihrem Kind eine Cola in die Hand drückt, sobald sie das Kita-Gelände verlässt. Nachhaltigkeit ist eben auch eine Bildungs- und Geldfrage. Jede Familie soll ihre eigene Haltung entwickeln.

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