eins × vier =

5 × zwei =

In unserer Beitragsserie „Kita hat System“ beantworten wir Elternfragen zum Kita-Alltag. Und geben Beispiele, wie die Arbeit in den Einrichtungen von den jeweiligen Rahmenbedingungen beeinflusst wird. Dafür nehmen wir die Perspektive der jeweiligen Akteure im System ein.
Hier schildert Andreas, Vater von zwei Kindern, seine drei wichtigsten AHA-Momente als Vorstand einer Elterninitiativ-Kita:

 

1. Die Aufgaben einer Kita-Leitung sind komplexer als ich dachte.

Eine Kita organisieren, das hört sich vielleicht erst einmal nach nicht so viel Arbeit an. Doch als ich als Vorstand unserer Elterninitiative anfing, wurde mir klar, dass sich hinter den einzelnen Aufgaben wahnsinnig viele Dinge versteckten. Ich musste mir erst einmal vieles erklären lassen und selbst aktiv Informationen einholen.

Was sind Elterninitiativ-Kitas?

Mitmachen! Das ehrenamtliche Engagement von Müttern und Vätern steht bei Initiativkitas ganz oben auf der Tagesordnung. Denn die Einrichtungen sind meistens als Verein organisiert, die Eltern bzw. Fachkräfte automatisch Mitglieder und im Vorstand aktiv. Dieser kümmert sich um viele Aufgaben, die in anderen Einrichtungen von den Leitungsfachkräften oder den Trägern übernommen werden: Von der pädagogischen Ausrichtung über die Personalsuche bis hin zur Planung der Aktivitäten, Verpflegung und Putzdienste. Weitere Informationen gibt’s bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen (BAGE).

Allein die Fragen rund ums Personal, die Finanzen und die Elternarbeit waren so komplex, dass wir uns als Vorstandsteam in Arbeitsgruppen aufgeteilt haben, um uns auf das jeweilige Thema konzentrieren zu können. Hinzu kamen Verpflichtungen, die man erst einmal nicht auf den Schirm hat, die aber trotzdem wichtig sind. Beispielsweise die regelmäßige Kommunikation mit dem Jugendamt oder die wiederkehrenden Besuche der Gesundheitsamt-Vertreterin, die immer neue Hygienevorschriften im Gepäck hatte. Nicht zuletzt hat man als Vater und Kita-Vorstand auch bestimmte pädagogische Idealvorstellungen und möchte den Alltag für alle Kinder und Eltern möglichst gut gestalten. Mittlerweile weiß ich besser zu schätzen, was eine Kita-Leitung dafür eigentlich alles leistet. 

 

Andreas war im Vorstand einer Berliner Elterninitiative aktiv. Mittlerweile gehen seine Kinder in die Kita eines privaten Trägers. „Durch meine Erfahrungen habe ich mehr Verständnis für die Prozesse in unserer neuen Kita“, sagt er.

2. Die Kita-Beiträge können sehr unterschiedlich sein.

Warum bezahlen wir Eltern hier mehr als in anderen Initiativ-Kitas? – Eine Frage, die uns als Vorstand sehr oft gestellt wurde. Denn die Kita-Beiträge können insbesondere in Eltern-Kind-Initiativen sehr unterschiedlich ausfallen. Das hat viele Gründe: In manchen Kitas bekommen die Erzieher vielleicht mehr Gehalt, fühlen sich dadurch besser gewertschätzt – und die Fluktuation ist nicht so hoch. Manche Kitas haben vielleicht einen besseren Betreuungsschlüssel, zahlen mehr Miete oder legen Wert auf hochwertiges Bio-Essen. Andere Einrichtungen haben besseres Mobiliar, mehr Spielsachen und Materialien oder machen mehr Ausflüge. Es gibt auch Initiativ-Kitas, die sich ein gewisses Finanzpolster für unvorhergesehene Ereignisse wie Reparaturen oder Nachzahlungen aufbauen. Da kann es schon mal vorkommen, dass eine kleine Initiativkita mit 20 bis 30 Kindern einen Jahresumsatz von etwa 300.000 Euro verwalten muss. Das ist vergleichbar mit der Leitung eines kleinen oder mittleren Unternehmens. Es gibt aber keine verlässlichen Zahlen über eine durchschnittliche oder angemessene Beitragshöhe. Ohnehin ist der Vergleich von Kitas und deren Gebühren nicht möglich – Qualität hat viele Gesichter.

 

3. Es ist unheimlich schwer, eine Warteliste zu führen.

Es gab viele Eltern, die ihr Kind gerne bei unserer Initiativ-Kita anmelden wollten, für die aber kein Platz mehr frei war. Für diese Anfragen haben wir eine Telefonnummer auf der Kita-Homepage veröffentlicht und versucht, eine transparente Warteliste zu führen. Doch nach einiger Zeit mussten wir dieses Vorhaben aufgeben: Zum einen kamen so viele Anrufe von Interessenten, dass die Erzieher zu viel Zeit am Telefon verbrachten. Zum anderen war es nicht so leicht, die Reihenfolge auf der Warteliste einzuhalten. Denn wenn sich eine Initiativkita für ein Kind oder eine Familie entscheidet, spielt so viel mehr mit rein, als nur der Zeitpunkt des Anrufs: Welches Alter, welches Geschlecht sollte das neue Kind haben, damit es eine gute Durchmischung in der Gruppe gibt? Sind die Eltern bereit, sich zu engagieren? Was war der persönliche Eindruck des Teams beim Vorgespräch? All diese Kriterien sind wichtig für ein gutes Miteinander in der Kita. Leider gibt es auch ganz pragmatische Gründe, sich für oder gegen ein Kind zu entscheiden: Keine Einrichtung kann es sich finanziell leisten, einen Platz über Monate hinweg für ein bestimmtes Kind freizuhalten oder nur Halbtagsplätze zu belegen, wenn es auch Interessenten für Ganztagsplätze gibt.

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Wieso, weshalb, warum?

Manche Elternfragen zur Organisation der Kita lassen sich nicht so einfach beantworten. Weshalb es sich lohnt, trotzdem nachzufragen. Erster Teil unserer Beitragsserie „Kita hat System“.

Wann geht die Eingewöhnung los?

Was Kita-Leitungen auf diese Elternfrage erwidern, kann von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein. Hier geht’s zu „Eine Frage – zwei Antworten“.

Die Vorzüge einer Eltern-Initiativ-Kita

Tobias Weber, Betreiber von Johnnys Papablog, schreibt in seinem Gastbeitrag über die Vorteile eines Kinderladens bzw. einer Kita mit Mitmachmöglichkeiten für Eltern.