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Welche Auswirkungen hat mein Handeln auf andere Menschen? Wie können wir die Welt etwas besser machen und unsere Zukunft in vielen Lebensbereichen positiv mitgestalten? Diese Frage stellen sich alle, die sich mit Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) beschäftigen. Im Rahmen einer Themen-Kooperation mit dem AWO Bundesverband zeigt Rund um Kita in den kommenden Wochen, wie BNE in Kindertagesstätten umgesetzt wird.

Warum BNE schon in der frühen Bildung eine wichtige Rolle spielt und in welchen Bereichen des Kita-Lebens sich verschiedene Dimensionen von Nachhaltigkeit widerspiegeln, erzählt uns Judith Adamczyk, Referentin für Bildung, Erziehung und Kindertageseinrichtungen beim AWO Bundesverband, in einem Interview. Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei der Arbeiterwohlfahrt eine zentrale Rolle und ist im Leitbild des Verbandes verankert.

Rund um Kita: Was beinhaltet BNE – Bildung für Nachhaltige Entwicklung – eigentlich?

Judith Adamczyk vom AWO Bundesverband (Foto: privat)

Judith Adamczyk: Bildung für nachhaltige Entwicklung rückt nicht nur Nachhaltigkeitsthemen wie Klimaschutz, Armut oder Geschlechtergerechtigkeit in den Fokus, sondern es geht auch darum, forschendes und transformatives Lernen zu ermöglichen und kritisches Denken und Teamfähigkeit zu fördern. Im Mittelpunkt stehen Chancengerechtigkeit und Zukunftsverantwortung. Das kann bereits in den Kindertagesstätten angebahnt werden.

Warum macht es Sinn, schon kleinen Kindern Nachhaltigkeitsthemen zu vermitteln?

Kleine Kinder sind kooperativ, lernbegierig, neugierig und möchten ihre Welt entdecken – es ist also die ideale Zeit, um sie an Themen der Nachhaltigkeit heranzuführen. Für Kinder ist es eine tolle Lernerfahrung, wenn sie ihre Umwelt aktiv mitgestalten können, ihre Persönlichkeitsbildung wird dadurch angeregt. Die Themen von BNE lassen sich auf spielerische Art und Weise bereits mit den Jüngsten umsetzen.

„Beschäftigung mit BNE wirkt auch hinsichtlich der Chancengerechtigkeit für alle Kinder“

Wie können Kitas hinsichtlich BNE Verantwortung übernehmen?

Hier steht die Beteiligung aller Kinder und Familien, getreu dem in der Agenda 2030 verankerten Prinzip „Leave no one behind – Niemanden zurück lassen“ im Vordergrund. Neben einer gelebten Partizipation geht es um eine Anbahnung von Kompetenzen und Fähigkeiten, um unsere Welt, die sich immer schneller wandelt, mitgestalten und sich für eine gerechte und solidarische Zukunft einsetzen zu können. Damit wirkt die Beschäftigung mit BNE-Themen auch hinsichtlich der Chancengerechtigkeit für alle Kinder. Die Kitas sind zentrale Bildungsorte, in denen sie Erfahrungen sammeln und diese auch in ihre Familien hineintragen können.

Woher kommen unsere Lebensmittel? Auch bei dieser Frage geht es um Nachhaltigkeit (Foto: DKJS / J. Erlenmeyer, N. Götz)

Wie vermitteln Kitas abstrakte Themen wie Solidarität oder Ökologie besonders kindgerecht?

In der Kita als ersten Bildungsort außerhalb des familiären Settings gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, Bildung für nachhaltige Entwicklung im pädagogischen Alltag zu leben und zu fördern. Nehmen wir als Beispiel die verschiedenen Dimensionen nachhaltiger Entwicklung:

  • Ökologische Dimension: Um diesen Schwerpunkt zu vermitteln, sind Wald- und Naturtage naheliegend, bei denen die Kinder vor Ort Naturthemen aufgreifen können. Sie können aber auch ermutigt werden, eigenes Obst und Gemüse anzupflanzen.
  • Ökonomische Dimension: Hier steht der faire und regionaler Handel im Mittelpunkt. Diesbezüglich können Kitas beispielsweise bewusst darauf achten, woher die Lebensmittel für die Einrichtung kommen.
  • Soziale Dimension: Im Zentrum steht hier die Beteiligung der Kinder. Die Kitas, die sich diesem Thema widmen, schauen beispielsweise, an welchen Punkten Kinder beteiligt werden können und welche demokratischen Grundprinzipien diese in der Einrichtung erleben.
  • Kulturelle Dimension: Viele Kitas ergreifen bereits die Chance, die sich durch die Vielzahl an unterschiedlichen Kulturen in den Einrichtungen bietet. So kann den Kindern unter anderem vermittelt werden, wie wichtig Vielfalt und ein respektvolles Miteinander ist, ein vorurteilsbewusstes Handeln kann erlebt und gelebt werden.

„Die Chance, auch Eltern für nachhaltige Themen zu sensibilisieren und zu begeistern“

Wie können Kitas auch die Eltern hinsichtlich BNE ins Boot holen? Und warum ist das wichtig?

Kinder tragen ihre neuen Erkenntnisse, Ideen und Verständnisse mit in die Familien – das ist super. Und damit werden Kitas auch zu Bildungsorten für Familien und bieten die Chance, Eltern für nachhaltige Themen zu sensibilisieren und zu begeistern. Ein gemeinsames Lernen und Entdecken von Kindern, den Fachkräften und den Eltern ist für die umfassende Beschäftigung mit den Themen wichtig, weil diese dann nachhaltig wirken kann.

„Wir arbeiten dran“

Seit über 100 Jahren gestaltet die AWO ihre Arbeit anhand der Grundwerte Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Toleranz. Diese sind aus Sicht des Verbandes  zentral für die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft. Mit der Kampagne #wirarbeitendran zeigt die AWO auf, welchen Beitrag die Freie Wohlfahrtspflege für das Erreichen der 17 Ziele schon leistet und noch leisten kann. Die Ziele werden dafür mit den AWO-Grundwerten und der täglichen Arbeitspraxis verknüpft. Beispiele aus verschiedensten Arbeitsfeldern zeigen Möglichkeiten und deren Machbarkeit auf.

Wie profitieren die Kinder langfristig davon, wenn sie sich schon in der Kita mit BNE Themen beschäftigen?

Es lässt sich eine frühe Verankerung von BNE im Kindesalter setzen, die sich auf die gesamte Bildungsbiographie auswirkt. Wichtig ist auch, dass diese Impulse allen Kindern, unabhängig von familiärer Herkunft und sozialem Status, gegeben werden. BNE kann also auch etwas mehr Chancengerechtigkeit herstellen – denn allen Kindern soll die Möglichkeit gegeben werden, eigene Erfahrungen zu machen, zu partizipieren und auch Selbstwirksamkeit auf die Mitgestaltung der Umwelt zu erfahren.

In unserem nächsten Beitrag zum Schwerpunktthema BNE geben wir fünf Beispiele, wie Kitas wichtige Nachhaltigkeitsthemen in konkreten Projekten gemeinsam mit Kindern und Eltern aufgreifen.

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