neun − 4 =

3 + elf =

Es war am Mittag des ersten Advent und anstatt in einem Restaurant zu sitzen und das Festtags-Menü zu bestellen, stand ich in einem Seniorenstift und verdrückte Tränen. In dem Aufenthaltsraum, direkt neben dem geschmückten Christbaum, stand nämlich die Kitagruppe meines Sohnes und sang andächtig „Schneeflöckchen, Weißröckchen.“ 15 kleine Menschen, die am ersten Advent einem Saal voller wesentlich älterer Menschen einfach eine Freude machen wollten – und uns Eltern so stolz machten.

 

Worauf es wirklich im Advent ankommt

 

Wochenlang hatten die Erzieherinnen mit den Kindern die fünf Stücke eingeübt. Alle waren rausgeputzt und sehr aufgeregt. Das Adventssingen in dem Seniorenstift hat seit ein paar Jahren Tradition. Und ist doch jedes Mal etwas ganz Besonderes. Denn – und das sagte auch die Leiterin des Heimes am Ende – so ein Auftritt ist nicht selbstverständlich. Die Erzieher opfern dafür ihre Freizeit, sie machen das ganz freiwillig, die Initiative ging von ihnen aus. Ich finde das wirklich bemerkenswert, denn wir wissen alle, dass Erzieher heute oft an der Grenze ihrer Belastbarkeit sind – und das ohne das entsprechende „Schmerzensgeld“ auf dem Gehaltszettel. Und auch für uns Eltern bedeutet dieses Adventssingen jedes Jahr zusätzlichen Aufwand. Der Dezember ist ohnehin schon eng getaktet. Es gibt die Weihnachtsfeier im Sportverein, das Weihnachtskonzert der Flötengruppe, das Adventsbasteln im Hort, private Adventsverabredungen mit Freunden oder Familie. Und ganz nebenbei müssen wir Eltern uns ja auch noch um Tannenbaum, Weihnachtsdeko und Geschenke kümmern. Ich kenne eigentlich keine Mutter, die im Dezember nicht mindestens einmal laut stöhnt und sich denkt: „Ach wäre das doch alles schon vorbei.“

 

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Doch – und das war wunderbar zu sehen – ALLE Kinder der Gruppe waren an diesem ersten Advent vor Ort, um den Senioren eine Freude zu machen. Weil es allen ein wichtiges Anliegen war – weil alle wussten, wie viel Freude sie dadurch spenden können. Ich glaube, genau darauf kommt es im Advent nämlich an: Freude zu verbreiten. Sei es, andere Menschen glücklich zu machen, wie bei unserem Konzert im Seniorenstift. Sei es sich selbst, wenn man sich einfach mal mit einer Tasse Tee und Plätzchen auf die Couch kuschelt. Und natürlich möchten wir Eltern unseren Kindern eine möglichst wunderbare Vorweihnachtszeit bescheren. Deshalb haben die Elternsprecher unserer Kitagruppe auch eine tolle Überraschung angeschoben. Pünktlich zum 1. Dezember wurden im Gruppenraum zwei Adventskalender mit vielen bunten Säckchen aufgehängt – wir Eltern hatten die kleinen Geschenke dafür besorgt. Jeden Morgen im Morgenkreis darf nun ein Kind also ein kleines Geschenk öffnen und den Freunden präsentieren. Für alle Kinder ein ganz besonderer Moment. Der zweite Adventskalender ist für die Erzieherinnen unserer Gruppe.  Es ist unsere Art, Dankeschön zu sagen, für all die Mühe, Liebe und Geduld, die die tollen Erzieher jeden Tag in unsere Kinder stecken. Wir finden es so wichtig, dass die Erzieher wissen, wie sehr wir ihre Arbeit wertschätzen.

 

Menschen mit Kleinigkeiten ein Lächeln bereiten

 

Es sind oft die kleinen Dinge, die die Weihnachtsstimmung zaubern. Eine schöne CD, selbstgebackene Plätzchen oder die liebevoll gestaltete Deko im Gruppenraum. Die strahlenden Kinderaugen sind die schönste Belohnung.

Für das nächste Jahr möchte ich eine Idee für die Kita von der Schule meiner großen Tochter übernehmen. Dort gehört es zur Weihnachtszeit, dass jede Familie ein Paket für einen obdachlosen Mann oder eine obdachlose Frau zusammenstellt. Wir haben also warme Socken, Mütze, Handschuhe, Kosmetik-Artikel und Knabbereien verpackt, einen Brief dazu schrieben und hoffen nun, dass unser Paket – das dann an die Berliner Stadtmission geht – einem Menschen ein Lächeln bereitet. Dieses Projekt bringt Kindern etwas ganz Wichtiges bei: Sie verstehen, dass es nicht allen Menschen gut geht und dass wir schon mit Kleinigkeiten helfen können. Ich finde, eine bessere Message kann es an Weihnachten gar nicht geben!

 

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