Auf die Frage, was das Besondere am Waldkita-Konzept ist, gibt Claudia Dawidow, Leitung der Einrichtung Stadt & Waldkinder Prenzlauer Berg, eine klare Antwort: „Die Kinder können täglich Naturerfahrungen machen. Das ist für sie sonst nicht möglich – wir sind ja mitten in der Stadt.“
Doch wie sieht eigentlich ein Tag in der Waldkita aus? Wir hatten die Möglichkeit, die Stadt- & Waldkinder aus Berlin einen Tag lang zu begleiten.
„Da sind noch Häuser – das ist noch nicht der Wald“
8:45 Uhr mitten in Berlin: Aufgeregte Kinderstimmen, ein klein wenig Hektik und eine große Portion Vorfreude. Die Kinder versammeln sich wie jeden Tag am Bus und fahren raus aus der Stadt – hinein in den Wald. 30 Minuten dauert die Fahrt etwa. Auch diese ist wichtig und wird genutzt für pädagogische Arbeit. Gespräche mit den Kindern werden geführt, die Fachkräfte tauschen sich aus. Die Kinder freuen sich, beobachten die sich verändernde Umgebung. „Da sind noch Häuser – das ist noch nicht der Wald“, sagt ein Mädchen.
Kurz vor halb zehn stoppt der Bus an einem Waldweg. Alle nehmen ihre Rucksäcke und auf geht es. Heute wandert die Gruppe zum „Wolfsplatz“. Die Kinder und ihre Erzieherinnen und Erzieher entdecken immer wieder neue Plätze, an denen sie ihre Tage verbringen. Auf Spaziergängen wird der Wald erkundet und nach passenden Lichtungen Ausschau gehalten. Baumstämme auf der Lichtung dienen als Sitzecke, als „Sofa“ – so nennen es die Kinder und Erzieherinnen und Erzieher, und bilden somit einen idealen Ort, an dem sich die Gruppe sammeln kann. Bevor die Waldkinder diesen Platz erreichen, sammeln sie sich auf dem Weg zum Morgenkreis. Es wird gesungen, mit kleinen Ästen gebastelt und besprochen, wie der Tag beginnen soll.
Die Kinder suchen sich ihr Spielzeug im Wald
Am „Wolfsplatz“ angekommen ist Zeit für das Frühstück. Alle versammeln sich und packen das mitgebrachte Essen aus. Gut gestärkt wird anschließend gespielt. Dafür wird wenig mit in den Wald gebracht: Seile, Schaukeln zum an die Bäume anbringen, Hängematten als Rückzugsort und Malutensilien reichen völlig aus.
Die Kinder suchen sich ihr Spielzeug im Wald selbst – aus gesammeltem Holz bauen sie Brücken und kleine Höhlen, sie klettern und spielen Rollenspiele. Dabei entscheiden die Kinder sehr selbstständig, worauf sie Lust haben, dieErzieher und Erzieherinnen nehmen eine unterstützende Rolle ein. Jedes Kind ist ganz nach seinen Bedürfnissen beschäftigt – in der Gruppe oder allein. Direkt fällt auch auf, wieviel Raum für Kreativität und Fantasie der Wald den Kindern lässt. Sie bauen Papierflugzeuge, die zwischen den Baumstämmen hindurchgleiten, beobachten die Natur genau und besprechen, was sie entdecken.
Pünktlich zum Mittagessen geht es mit dem Bus zurück in die Einrichtung. In der Kita angekommen, steht ein warmes Mittagessen bereit. Die Zeit nach der Mittagsruhe wird zum freien Spiel genutzt, die Eltern holen ihre Kinder im Laufe des Nachmittags ab. Dieser Teil des Tages findet dann nicht im Wald, sondern in der Kita statt. Die Vorteile des Waldkita-Konzeptes für die Kinder beschreibt Claudia Dawidow folgendermaßen: „Es gibt mehr Raum und Ruhe, wodurch eine entspannte Atmosphäre unterstützt wird. Die Kinder sind kreativer und haben viel Gelegenheit für Rollenspiele in großen Gruppen. Das ist im geschlossenen Raum oft nicht möglich.“
Die Stadt & Waldkinder Prenzlauer Berg
In den Einrichtungen der Stadt- & Waldkinder e.V. stehen insgesamt 112 Plätze zur Verfügung. Die erste Kita eröffnete 2009 und bereits 2011 folgte Nummer zwei. Die Plätze in den Einrichtungen sind sehr gefragt: Im Durchschnitt gibt es 30 Anmeldungen pro Monat. Claudia Dawidow ist stolz darauf und sieht das Interesse nicht nur im Waldkita-Konzept begründet. „Die Zufriedenheit der Eltern spielt eine große Rolle – sie empfehlen uns im Freundeskreis weiter. Das freut uns besonders“, so die Kita-Leiterin. Die Entwicklung der Betreuungszeiten geht in Richtung Vollzeitbetreuung. Das heißt, viele Kinder können bis zu acht Stunden betreut werden. Weitere Informationen zu den Stadt- & Waldkindern Prenzlauer Berg finden Interessierte hier.