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Sabine war ein Glücksfall: Die Erzieherin in unserer AWO-Kita arbeitete nebenbei an der Musikschule, die Kinder kannten und liebten sie, und als Sabine interessierten Kindern in der Kita vorschlug, bei ihr regelmäßig eine Musikstunde zu haben, waren viele hellauf begeistert. Andere Kinder wollten lieber Fußball spielen in der Zeit, oder mit ihren Freunden in fantasievolle Rollenspiele eintauchen, und weil die Kinder wählen durften, waren alle glücklich. Wieso war das eine so positive Erfahrung für die beteiligten Kinder?

 

Zum einen, weil ihrem Wunsch nach Autonomie und Mitentscheiden Rechnung getragen wurde, die sich als wesentlich für die Zufriedenheit von Kindern in der Kita herausgestellt hat. Denn neben dem Wunsch nach Sicherheit und einer anregenden Umgebung möchten die Kinder auch mitbestimmen und möglichst viel ungestörte Spielzeit mit ihren Freunden haben, wie man durch eine aktuelle Studie des DESI-Instituts im Auftrag der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung erfährt.

 

Zum anderen, weil Kinder sich als kompetent erleben möchten, in ihrem Weitererkundungsdrang von Erwachsenen unterstützt werden möchten, und Zugang zu anregenden Materialien und Aktivitäten genießen. Und was das jeweils ist, hängt sehr vom jeweiligen Kind, teils auch von der Tagesform des Kindes ab: „Bildungsanregungen tragen nur dann Früchte, wenn es gelingt, die Bildungsinhalte mit einer persönlichen Beziehung zu verknüpfen und die dann auch noch das Interesse des Kindes zu diesem Zeitpunkt getroffen haben“, erklärt Dr. Eveline Gerszonowicz vom Bundesverband für Kindertagespflege. Weil es aber nicht überall Sabinen gibt, ist Weiterbildung für die pädagogischen Fachkräfte so wichtig, weiß Dr. Christa Preissing, Direktorin des Berliner Kita-Instituts für Qualitätsentwicklung: „Für mich ist die Erstqualifikation nicht so entscheidend. Die Praxis hat gezeigt, dass berufsbegleitende, intensive Weiterbildung viel wichtiger ist.“ Diese müsse gepaart sein mit Handlungskompetenz, im Alltag schnell und angemessen handeln zu können – eine Kompetenz, die durch Erfahrung in Kombination mit Fachwissen entsteht, wie die Expertin ergänzt.

 

Es braucht also nicht unbedingt besonders viele verschiedene Erwachsene und ganz viel Programm rund um die Kleinen in der Kita, sondern Pädagogen, bei denen sie sich gut aufgehoben fühlen und mindestens eine Person, zu der eine sichere Bindung besteht. Je vielseitiger und diverser die Qualifikationen der Betreuerinnen, desto besser für die Kinder – denn gerade von Personen, zu denen eine gute Bindung besteht, lernen die Kleinen am besten und spielerisch. Ideal wären also multiprofessionelle Teams. Ob und wie das mit den in den Kitas vorhandenem Personal überhaupt geleistet werden kann, ist eine schwierige Frage.

 

Ein multiprofessionelles Team aus Kindersicht: Wer arbeitet in eurer Kita?

Ein multiprofessionelle Team – beschrieben von Mädchen und Jungen einer Kita.

Erraten Sie anhand der Kinderzitate, um welche Fachkraft es sich handelt? Hier geht’s zu den Kinderstimmen.

 

Aber die gute Nachricht ist: Wenn man Kinder befragt, was ihnen besonders wichtig in der Kita ist, dann sind dies in erster Linie Freunde, ungestörte Spielzeit, und für sie spannende Materialien und Angebote. Das können ganz einfache Dinge wie Verkleide-Ecken, Geheimverstecke, Höhlen und Podeste sein, wo sie mit ihren Peers durch fantasievolle Rollenspiele ihre Sozialkompetenzen stärken.

Kinder brauchen Erwachsene als Struktur, auf die sie sich verlassen können. So erleben sich die Kinder als sozial kompetent und können ihren Selbst- und Welterkundungsdrang in sicherer Umgebung ausprobieren. Es kommt auf eine gute Ausbildung und Haltung an, und auf eine ausreichende Anzahl von Betreuerinnen.

 

Ergänzend wäre es in Zeiten, in denen die Zahl der Kinder mit psychischen Erkrankungen stetig steigt, (Studien sprechen von 20-25 % betroffenen Kindern) sehr sinnvoll, bereits im Kindergarten Fachkräfte mit geschultem Blick unter dem Personal zu haben, die Störungen früh erkennen und zur weiteren Diagnostik an Fachleute verweisen können. Das könnten Heilpädagogen, Kindertherapeuten und auch Psychologinnen sein, die mit geschultem Blick auf die Kinder im Alltag schauen und in der Lage sind, auffällige Verhaltensweisen richtig einzuordnen. Aber das ist im Moment vielerorts noch Zukunftsmusik.

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