5 + fünf =

zehn + zwei =

Für welche Kinder sind Tagesmütter oder Tagesväter genau das Richtige? Die Kindertagespflege ist eine familiäre Alternative zur Kita.

 

Im ersten Lebensjahr genießen die meisten Kinder eine sehr enge und individuelle Betreuung zuhause. Die Eltern sind rund um die Uhr präsent, wissen genau, wann der Nachwuchs zuletzt geschlafen oder gegessen und was er erlebt hat. Verständlich, dass sich manche schwer tun, ihr Kleinkind nach dieser intensiven Zeit in eine Kita-Gruppe mit bis zu zwölf Kindern zu geben. Um den Übergang in die externe Betreuung möglichst sanft zu gestalten, entscheiden sich immer mehr Eltern für eine Tagesmutter oder einen Tagesvater: Die Zahl der Ein- bis Dreijährigen in der Kindertagespflege stieg vergangenes Jahr merklich an.

Tageseltern für jeden Bedarf

Unterstützung auf der Suche nach einer geeigneten Kindertagespflegeperson finden Eltern bei Jugendämtern und Fachberatungen zur Kindertagespflege von freien Trägern der Jugendhilfe. Dass hier neben dem zeitlichen Bedarf und den freien Platzkapazitäten individuelle Kriterien eine Rolle spielen, wird am Beispiel des Familienzentrums Bensheim e. V. deutlich. Hier suchen drei Fachberaterinnen gemeinsam mit interessierten Eltern unter rund 160 qualifizierten Tagesmüttern oder -vätern die passende Kinderbetreuung. „Um herauszufinden, welche Familien zu welchen Tageseltern passen, führen wir immer ein persönliches Erstgespräch“, erzählt Fachberaterin Severine Obloch. „Indem wir die Eltern und idealerweise auch ihre Kinder kennen lernen, erfahren wir am besten, was ihnen wichtig ist – aber auch wie sie miteinander umgehen.“ Die Familien, die sich an die Tageselternbörse wenden, haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse: Die alleinerziehende Bäckerin muss ihre Tochter schon um fünf Uhr morgens abgeben, die Personalleiterin holt ihre zwei Kinder oft erst später. Die eine Mutter sucht für ihren Sprössling einen Platz in der Großtagespflegestelle, die andere eine intensive Einzelbetreuung für ihren Jungen mit Down-Syndrom. Während die Flüchtlingsfamilie aus Syrien schon froh ist über eine Kurzzeit-Betreuung während der Sprachkurse, legt die Mama aus der Türkei großen Wert auf Halal-Kost.

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Eine feste Bezugsperson für Kinder und Eltern                                                               

Wie die Familien kommen auch die Kindertagespflegepersonen aus unterschiedlichen Lebens- und Wohnverhältnissen. Sie erneuern ihre Pflegeerlaubnis alle fünf Jahre und absolvieren jedes Jahr eine Reihe von Fortbildungen. Die Fachberaterinnen kennen alle Tagesmütter und -väter durch die Schulungen, Netzwerktreffen und Hausbesuche persönlich. „Jede Kindertagespflegeperson arbeitet nach ihrem eigenen Konzept. Wir haben mit der Zeit ein gutes Gespür entwickelt, wer zu wem passen könnte“, erklärt Severine Obloch ihre Vorgehensweise bei der Suche. Wenn sich die Eltern rechtzeitig an das Familienzentrum wenden, bekommen sie bis zu drei Vorschläge und können die Tagespflegeperson im Vorfeld besuchen. „Die Eltern schätzen diese Wahlmöglichkeit sehr. Anders als in der Kita entscheiden sie selbst, wer die Bezugsperson sein soll – nicht nur für ihre Kinder, sondern auch für sich.“ Der „gute Draht“ zu den Betreuenden ist in der Kindertagespflege ebenso wie in Kitas ideal, um beim Abholen ins Gespräch zu kommen und dabei zu erfahren,was der Sprössling den Tag über erlebt hat.

Geborgenheit im familienähnlichen Umfeld

Manche Kinder unter drei Jahren fühlen sich mit nur einer festen Bezugsperson und in überschaubaren Gruppen wohler. „Unser Betreuungsangebot ist ideal für alle, die noch etwas Nähe zu einem Erwachsenen und mehr Ruhe brauchen“, sagt Severine Obloch. Was nicht heißt, dass die Kleinen in der Kindertagespflege weniger interagieren. Vielmehr erlaubt ihnen die Gruppe mit maximal vier anderen Kindern, geschwisterähnliche Beziehungen aufzubauen und vielseitige soziale Erfahrungen zu sammeln. Einen großen Vorteil sieht die Fachberaterin vor allem in dem privaten Betreuungsumfeld: „In der Kita sind die Räume speziell für die Kinder eingerichtet und das Essen wird geliefert oder kommt direkt auf den Tisch. Unsere Kinder hingegen werden bei den  Kindertagespflegepersonen zuhause betreut, sie gehen mit einkaufen, helfen beim Kochen und haben somit die Möglichkeit, sich in Alltagssituationen zu bilden.“

Severine Obloch, Fachberaterin im Familienzentrum Bensheim.

Gegenseitiges Vertrauen

Einmal in der Woche organisieren die Fachberaterinnen des Familienzentrums ein Netzwerktreffen auf einem Spielplatz oder ein „offenes Café“ in den eigenen Räumen. Damit fördern sie den Austausch der Kindertagespflegepersonen untereinander und ermöglichen den Kindern das Spiel in einer größeren Gruppe. „Dieses Angebot wird sehr gut angenommen, die Kinder freuen sich ebenso wie die Großen über die Abwechslung“, berichtet Severine Obloch. „Für uns ist es vor allem schön, zu sehen, wie vertraut die Kinder und Kindertagespflegepersonen aus einer ‚Familie‘ miteinander umgehen und sich ohne Worte verstehen. Sie wissen einfach, wo sie hingehören.“

Das Bundesprogramm Kindertagespflege

Aufgrund der steigenden Nachfrage werden die Angebote in der Kindertagespflege bundesweit stetig ausgebaut. Damit auch die Qualität weiter wächst, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Bundesprogramm Kindertagespflege aufgelegt. Es trägt dazu bei, die pädagogische Arbeit der Tagesmütter und Tagesväter sowie die strukturelle Qualität in der Kindertagespflege weiterzuentwickeln. Auf der entsprechenden Webseite finden Interessierte neben Serviceinformationen zur Kindertagespflege auch einen Film über den Alltag zweier Tagesmütter.