5 × 3 =

vierzehn − elf =

Vier Fragen an Prof. Dr. Ralf Haderlein, wissenschaftlicher Begleiter der bundesweiten Befragung von über 2.500 Kita-Leitungen (DKLK Studie), die wir hier vorstellen.

 

Herr Professor Haderlein, auf welches Verhältnis zwischen Kita-Leitungsfachkräften und Eltern lässt die DKLK Studie schließen? 

Die DKLK-Studie 2017 verdeutlicht, dass die Wertschätzung seitens der Eltern im Vergleich zu 2015 zwar immer noch nicht optimal, aber dennoch gestiegen ist. Das heißt, der in den letzten Jahren intensivierte Fokus der Kitas auf eine gute Zusammenarbeit mit Eltern führt tatsächlich dazu, dass auch deren Arbeitsleistung besser anerkannt wird. Die Unterstützung der Kita-Leitung seitens der Eltern scheint jedoch im Vergleich zu 2015 zurück zu gehen. Das könnte auch ein Hinweis darauf sein, dass Eltern generell weniger Zeit für ein solches Engagement haben. Offen bleibt, ob dieser Trend auch damit zusammenhängt, dass eine stärkere Aggressivität der Eltern gegenüber der pädagogischen Fachkräfte wahrgenommen wird. Diese Entwicklung muss weiter beobachtet werden, um gemeinsam gegenzusteuern.

„Gute Zusammenarbeit basiert auf
Kommunikation, Offenheit und Vertrauen.“

Prof. Dr. Ralf Haderlein (© Hochschule Koblenz).


Was ist Ihrer Meinung nach für die Zusammenarbeit von Kita-Leitungen und Eltern wichtig?

Zum einen ist die Kommunikation an sich essenziell. Wenn es um die Kinder und deren Entwicklung geht, müssen Eltern und Einrichtungen intensiv zusammenarbeiten und den Informationsfluss in beide Richtungen zulassen. Die Vielfalt der Kommunikationsmöglichkeiten ist dabei eine echte Herausforderung: Manche Eltern sind zunehmend digital, andere lieber analog unterwegs, es existieren Sprachbarrieren oder unterschiedliche kulturelle Gegebenheiten. Zum anderen sehe ich in Sachen Vertrauen und Offenheit einen entscheidenden Punkt. Kita-Leitungen und Eltern müssen eine gemeinsame Vertrauensbasis aufbauen, die den Einrichtungen die gebotene Offenheit und Transparenz, aber auch gewisse Freiheiten ermöglicht. Denn dies bedingt wiederum die individuelle Entwicklung eines jeden Kindes. Hier gilt es, die Balance zwischen elterlichen Ansprüchen, kindlichen Entwicklungsverläufen und institutionellen Möglichkeiten auszutarieren.

Wie können Träger und Politik die Leitungsfachkräfte entlasten?

Es gibt unterschiedliche Maßnahmen seitens der Träger, angefangen vom Leitungscoaching und echter Freistellung für Leitungsaufgaben, über gezielte Fort- und Weiterbildungsangebote, gute Fachberatung und Entlastung von administrativen Aufgaben bis hin zur Professionalisierung des Trägers an sich.
Die Politik sorgt für entsprechende Rahmenbedingungen für die Freistellung sowie für die Finanzen. Leider gibt es hierzulande weder deutschlandweite Kriterien noch eine einheitliche Politik. Vielleicht wird dies mit einem möglichen Bundesqualitätsentwicklungsgesetz bald besser gewährleistet.

„Inklusion, Personalausbau und Vernetzung
sind wichtige Arbeitsschwerpunkte.“

Was sind derzeit die größten Herausforderungen für Kita-Leitungsfachkräfte?

Durch unseren Leitungsstudiengang an der Hochschule Koblenz bekommen wir einen sehr guten Einblick in die Aufgaben der Leitungskräfte. Neben zahlreichen weiteren Themen beschäftigen sie sich vor allem mit dem Ausbau der Einrichtungen, insbesondere der Suche nach qualifiziertem Personal sowie mit der Umsetzung der Bildungspläne der Bundesländer. Zudem müssen sich Leitungsfachkräfte vermehrt um das Controlling und die Datenerfassung in der Kita kümmern, denn je nach Bundesland ist dies eine Voraussetzung, um staatliche Förderung zu erhalten. Eine weitere Herausforderung ist die Umsetzung von Inklusion, also dem Umgang mit Kindern, die ein Handicap, Fluchterfahrung bzw. Migrationshintergrund haben oder aus unterschiedlichen familiären Konstellationen stammen. Nicht zuletzt haben die Einrichtungen in Zukunft auch die Aufgabe, sich noch stärker in ihrem Sozialraum und mit anderen sozialen Diensten zu vernetzen, um Familien über die Kita die bestmögliche Unterstützung zu bieten.